Zu früh geplaudert

VON UWE RADA

Kurz vor Weihnachten überreichte der Neue ein Geschenk. Der Tierpark muss den Schutt, der auf seinem Gelände gefunden wurde, nicht auf eigene Kosten beseitigen, versicherte Andreas Geisel, bis anfang Dezember Lichtenbergs Bezirksbürgermeister und seitdem Senator für Stadtentwicklung. Als „Retter des Tierparks“ wurde er prompt gefeiert.

Kein Zauderer

Vielleicht will Andreas Geisel nun als „Freund der Mieter“ gelobt werden. Am Montag hat der Senator dem RBB verraten, dass auf die Mieterinnen und Mieter der Hauptstadt schwere Zeiten zukommen. Die durchschnittliche Miete des Berliner Mietspiegels, der im Mai veröffentlicht wird, soll von 5,54 Euro pro Quadratmeter auf über sechs Euro steigen – ein Anstieg von fast zehn Prozent.

Andreas Geisel ist ein zupackender Typ, bürgernah, kein Zauderer. Das Erfolgsrezept, das er als Bürgermeister von Lichtenberg aufgebaut hat, will er auch als Stadtentwicklungssenator verfolgen. Doch da warten ganz andere Baustellen. Wohnungsbau, Berliner Mitte – und eben der Berliner Mietspiegel. Dem hat Geisel in seinem Interview mit dem RBB keinen Gefallen getan.

Denn längst ist das von Senat, Mieterverbänden und Hauseigentümern ausgehandelte Zahlenwerk juristisch nicht mehr so sicher im Sattel wie einst. Immer wieder ziehen Eigentümer den Mietspiegel in Zweifel, und immer wieder betonen die Beteiligten, wie seriös ihre Erhebung der Berliner Mieten in verschiedenen Altersklassen und Wohnlagen sei.

Wer nun aber – ohne Not – Details ausplaudert, macht den Mietspiegel nicht rechtssicherer. Nicht nur der Mieterverein hat deshalb zu Recht Kritik formuliert, sondern auch der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen.

Dennoch sollte man die Kirche im Dorf lassen. Jeder Neue bekommt 100 Tage. Und wer weiß: Vielleicht zeigt sich ja im Mai, dass der Anstieg noch viel höher ausfällt als knapp zehn Prozent. Geisel, würde es dann heißen, hätte die Berliner behutsam darauf vorbereitet