Atomkraftgegner stoppten Castor-Probefahrt

Bei Testfahrt mit einem Leerbehälter kam es zu mehrstündiger Verspätung durch Proteste auf der Strecke

Atomkraftgegner haben am Mittwoch nach eigenen Angaben die Testfahrt eines unbeladenen Castorbehälters nach Gorleben mehrmals gestoppt. In Lüneburg seilte sich nach Berichten von Beteiligten eine Atomkraftgegnerin auf das Dach der Lokomotive ab. Gleichzeitig blockierten rund 15 Personen mit einer Sitzblockade im Gleisbett die Schienen. Der Zug habe wegen der Aktion zwei Stunden lang halten müssen, hieß es.

Auch in Dannenberg habe es vor dem Castor-Verladekran eine Sitzblockade auf den Gleisen gegeben, sagte Francis Althoff von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. An den Protesten im Landkreis hätten sich rund 100 Atomkraftgegner beteiligt. Die Polizei bestätigte mehrere Zwischenfälle an den Schienen. Sprecher der Demonstranten berichteten von einer Festnahme.

Der Castorbehälter des neuen Typs HAW 28 M erreichte gestern Nachmittag das Zwischenlager Gorleben. Dort sollen das Be- und Entladen sowie das Öffnen und Verschließen geprobt werden. Nach Angaben der Bürgerinitiative war der Behälter am Montag von einer Fabrik im nordrhein-westfälischen Mülheim/Ruhr gestartet. Das niedersächsische Umweltministerium und das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) gaben auf Anfrage keine Auskunft über den Abfahrtsort.

Der rund 115 Tonnen schwere Atommüll-Behälter HAW 28 M ist von der deutschen Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) entwickelt worden, weil die Brennstäbe, die in Zukunft aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague abtransportiert werden sollen, stärker strahlen und mehr Wärme entwickeln als die früher verwendeten Brennelemente.

Der nächste Castortransport mit Atommüll soll 2008 ins Wendland rollen. Bereits im Mai dieses Jahres hatten Atomkraftgegner im Wendland die Probefahrt eines Castorbehälters aus französischer Produktion durch Streckenblockaden behindert.REIMAR PAUL