Jobabbau bei Unilever

Mindestens 10.000 Stellen sollen bei dem Mischkonzern entfallen, kündigt die deutsche Zentrale in Hamburg an. Und lädt zugleich zur Grundsteinlegung für das neue „repräsentative“ Konzernhochhaus in der Hafencity

Der Mischkonzern Unilever will 10.000 bis 12.000 Stellen in Europa abbauen. Das bestätigte gestern eine Sprecherin der deutschen Konzernzentrale in Hamburg. Es handele sich um die regionale Umsetzung der Ankündigung von Anfang August, weltweit rund 20.000 Stellen zu streichen, um den Konzern effizienter zu machen. Unilever-Chef Patrick Cescau hatte angekündigt, die Margen durch verbesserte Strukturen in der Produktions- und Logistikkette sowie der Verwaltung zu erhöhen.

Welche Auswirkungen in Deutschland zu erwarten sind, ist nach Angaben der Sprecherin noch unklar. Neben der Zentrale in der Nähe des Hamburger Dammtor-Bahnhofes unterhält der Konzern im Norden noch zwei Werke in Buxtehude und in Stavenhagen bei Schwerin. Hinzu kommen weitere Werke im Rest der Republik. Unilever beschäftigt in Deutschland noch knapp 7.000 Mitarbeiter.

Gleichzeitig gab Unilever bekannt, dass eine gemeinsame Länderstruktur für Deutschland, Österreich und die Schweiz gefunden werden soll, ebenfalls ein Teil des geplanten Restrukturierungsprogramms. Konkrete Einzelheiten zu den Plänen sollen unter der Leitung des deutschen Unilever-Chefs Henning Rehder bis zum Ende des Jahres erarbeitet werden.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) erklärte, sie betrachte die Entwicklung bei Unilever mit Sorge. „Wir werden uns zu wehren wissen“, sagte NGG-Chef Franz-Josef Möllenberg. Es seien bereits europaweite Proteste geplant.

Unilever ist einer der weltgrößten Konzerne für Konsumartikel, vor allem Lebensmittel sowie Körperpflege- und Reinigungsprodukte. Zu den bekanntesten Marken gehören Knorr, Flora, Rama, Lätta, Langnese, Lipton, Omo oder Domestos. Der Konzern beschäftigt weltweit in 100 Ländern rund 206.000 Mitarbeiter bei einem Umsatz von etwa 40 Milliarden Euro.

Zeitgleich mit der Ankündigung des Personalabbaus lud das Unternehmen gestern zur Grundsteinlegung am nächsten Mittwoch für den neuen Konzernsitz in der Hamburger Hafencity. Am Strandkai an den Marco-Polo-Terrassen will Unilever Deutschland nach eigenen Angaben „einen der Größe und der internationalen Bedeutung des Weltkonzerns angemessenen Neubau“ errichten.

Im neuen „repräsentativen Unternehmenssitz“ mit circa 30.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche seien unter anderem circa 1.200 Arbeitsplätze auf sieben Etagen rund um ein lichtdurchflutetes Atrium sowie ein 55 Meter hohes Wohngebäude mit etwa 10.000 Quadratmetern Miet- und Eigentumswohnungen vorgesehen.

„Die Aufbruchstimmung, die in der Hafencity zu spüren ist“, sagt Michael von Rudloff, Geschäftsführer Logistik und Qualität in der Deutschland-Zentrale, „wollen wir auch auf Unilever übertragen.“ SVEN-MICHAEL VEIT