OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Eine Filmreihe zur Lage der Demokratie in der Welt bietet in den kommenden zwei Wochen das Arsenal mit Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung und von Arte, wo die Filme bis in den Oktober hinein ebenfalls ausgestrahlt werden. Einer der interessantesten Beiträge des Programms ist zweifellos die japanische Dokumentation „Campaign – Die Wahlkampagne“, in der Regisseur Soda Kazuhiro in Direct-Cinema-Manier einen alten Schulfreund mit der Kamera begleitet, der als völliger Politneuling für die konservative Liberal Demokratische Partei (LDP) ins Rennen um einen Stadtratsposten in Kawasaki geht. Dabei wird mehr als deutlich, dass von dem Kandidaten weder ein eigenes Profil noch eine eigene Meinung gefordert ist. Andauernd muss er sich überall nur verbeugen, bedanken und Anweisungen von den „erfahrenen“ Parteioberen entgegennehmen. Selbst die Wähler werden im Unterstützerkreis eines anderen Politikers „ausgeborgt“. Für Irritation sorgt auch der Wunsch der Partei, dass die Gattin des Kandidaten nicht als seine „Frau“, sondern als seine „Hausfrau“ auftritt – was der gut ausgebildeten und berufstätigen jungen Frau, die tatsächlich den Großteil des Familieneinkommens bestreitet, natürlich nicht gerade gefällt.

Die lustigste schwarze Komödie des Jahres bot bislang jenes britische Autorenteam, das 2004 bereits die absurde Zombie-Parodie „Shaun of the Dead“ verantwortete: In „Hot Fuzz“ erzählt Regisseur Edgar Wright die Geschichte des Londoner Super-Cops Nicholas Angel (Simon Pegg), dem sein Übereifer lediglich eine Beförderung in die Provinz beschert, wo er an der totalen Ereignislosigkeit und an seinem dämlichen Partner langsam zu verzweifeln beginnt. Doch dann kommt es im spießigen Örtchen Sanford zu einer Reihe von bizarren Todesfällen, und Angel legt so richtig los. Im Laufe seiner forschen Ermittlungen arbeitet sich der Film zwei vergnügliche Stunden lang an Agatha-Christie-Mystery, Slasherfilmen, Buddy-Movies und amerikanischen Action-Krachern ab und nutzt Mechanismen, Ikonographie und Atmosphäre dieser Genres auf komische Weise für die eigene Story. Die Hauptfiguren sind sympathisch, die Action-Sequenzen so rasant, wie man es sich nur wünschen kann, der Humor ist tiefschwarz und cartoonesk: Hier verlieren manche Leute noch im Wortsinn ihren Kopf.

In die Zeit der Weltwirtschaftskrise der frühen 1930er-Jahre entführt uns die Ufa-Komödie „Ein blonder Traum“ (1932) von Paul Martin. Natürlich geht es darum, die Depression ein wenig aufzuhellen: „Wir versagen nicht und wir klagen nicht, wenn man uns die Hoffnung lässt“, singen Willy Fritsch, Lilian Harvey und Willi Forst und glauben: „Einmal schafft’s jeder“. Doch das wahre Glück liegt hier natürlich nicht im Wohlstand oder im beruflichen Erfolg, sondern allein im Privaten. So muss sich dann auch die Zirkusartistin Jou-Jou (Harvey) die Filmkarriere in Hollywood aus dem Kopf schlagen und schließlich mit dem in einem ausrangierten Eisenbahnwaggon lebenden Fensterputzer Willy Fritsch glücklich werden. LARS PENNING

„Campaign – Die Wahlkampagne“ (O .m. engl. U.), 6. + 9. 9., Arsenal

„Hot Fuzz“, 7.–8. 9., Filmkunst 66; 7. + 12. 9., Freiluftkino Hasenheide

„Ein blonder Traum“, 12. 9., Eva-Lichtspiele