schweizer und österreichische zeitungen über den richtungsstreit in der spd
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Der Zürcher Tages-Anzeiger meint: Die Reformer in der SPD hatten Mühe, einen Kurs zu verteidigen, der in der Partei zu einem Aderlass bei den Mitgliedern geführt hatte. Doch seit die Arbeitslosenzahlen auf unter vier Millionen gesunken sind, sehen sie sich bestätigt. Die Tatsache, dass sich die Streithähne in letzter Zeit gemäßigt hatten, wurde bislang immer als die wichtigste (und einzige) Leistung des Parteivorsitzenden genannt.

Der Standard aus Wien meint: Gerhard Schröder hat der SPD zwar ein politisches Erbe in Form seiner Reformagenda 2010 hinterlassen, aber kein personelles. Daran wird die deutsche Sozialdemokratie noch einige Jahre schwer zu tragen haben.

Der Wiener Kurier meint: Die mühevolle Überzeugung, die Blair und Brown einst bei Labour vor Regierungsantritt leisteten, müssen jetzt Schröders Erben nachholen – in einer viel schwierigeren Situation. Steinbrück, Steinmeier und der an dieser Aufgabe als Schröders Partei-Erbe schon gescheiterte Platzeck wollen die Sozialdemokratie ins Globalisierungs-Zeitalter führen, also den alten Wohlfahrtsstaat schmerzhaft verschlanken. Die Zeit dafür wird rasant schlechter. Denn Schröders einst schärfster SPD-Konkurrent Lafontaine fasziniert in atemberaubendem Tempo auch in Westdeutschland jene zwanzig Prozent Wähler, die Demagogen der unbequemen Realität vorziehen.