Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt

Allerhöchster Legenden-Besuch wird heute im Horst Krzbrg erwartet: Dort steht Techno-Autorität Joey Beltram, Schöpfer sägender Hymnen wie „Mentasm“ oder „Energy Flash“, an den Plattentellern, um allen Ekstasewilligen nachhaltig den Energiehaushalt zu optimieren. Bis Sonntagabend dürfte man sich davon so langsam wieder erholt haben, und falls es immer noch Erholungsbedarf gibt, kann man sich im Roten Salon der Volksbühne vertrauensvoll in die Hände von Susanne Sundfør begeben. Die Norwegerin hat mit ihren 25 Jahren schon drei Alben vorgelegt – das neueste, „The Brothel“, erschien im Frühling – und versteht sich auf eine verträumte Innerlichkeit, wie sie für skandinavische „Independent“-Musiker fast stereotypisch ist, Gesang mit Leidensmiene bei geschlossenen Augen inbegriffen. Das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Sundfør derzeit zu den interessantesten norwegischen Singer-Songwritern gehört und mit ihrer Musik durchaus berührt. Tags drauf könnte man im neu eröffneten Badehaus auf dem RAW-Gelände in positivem Sinne seltsam berührt werden vom tschechischen Duo Dva, zu Deutsch „Zwei“, das manchmal zu mehreren spielt und sich der „Folklore inexistenter Nationen“ verschrieben hat. Das Resultat ist eine vollkommen ortlose, sprich a-nationale Popmusik, die sich ihrer diskreten Kauzigkeit nicht zu schämen braucht und bei aller Abstraktion stets eingängig bleibt. Eingängig kann man auch die Erzeugnisse des Produzententeams Modeselektor nennen, das jüngste, „Monkeytown“, dessen Erscheinen am Donnerstag im Astra Kulturhaus gefeiert wird, macht da keine Ausnahme. Wieder werden Einflüsse aller Art zu einer Bassmusik jenseits reiner Clubtauglichkeit zusammengeführt, bei der es ihren Schöpfern ganz entschieden um Einschließen statt um Ausgrenzen geht.

■ Joey Beltram: Fr., 24 Uhr, Horst Krzbrg. 10 Euro

■ Susanne Sundfør: So., 21 Uhr, Volksbühne. VVK 15 Euro

■ Dva: Mo., 21 Uhr, Badehaus. 9 Euro

■ Modeselektor: Do, 22 Uhr, Astra Kulturhaus. VVK 15 Euro