Plädoyer für mehr Süd-Süd-Kooperation

UN-Organisation: Entwicklungsländer sollen sich vom Rohstoffhandel mit dem Norden unabhängiger machen

BERLIN taz ■ 3,4 Prozent – um so viel dürfte die Weltwirtschaft 2007 laut dem neusten Bericht der UN-Handels- und Entwicklungskonferenz (Unctad) wachsen. Weil dieses Wachstum mit einer starken Nachfrage nach Rohstoffen einhergeht, profitieren davon auch und gerade Entwicklungsländer. Seit 2003 konnten sie ihr Bruttoinlandsprodukt pro Kopf um jährlich fast 6 Prozent steigern.

Doch die Organisation warnt auch vor Risiken. Sollte es in den USA im Gefolge der aktuellen Immobilienkrise zu einer Rezession kommen, würden die Exportgiganten China und Indien als Erste darunter leiden. Und wenn diese beiden Wachstumslokomotiven weniger exportieren können, werden sie auch weniger Rohstoffe aus anderen Entwicklungsländern importieren.

Um die Abhängigkeit von der US-Wirtschaft und zugleich die Verwundbarkeit durch Währungsspekulation zu reduzieren, empfiehlt die Unctad den Entwicklungsländern eine stärkere Zusammenarbeit. Je höher der Anteil des Süd-Süd-Handels, desto höher sei auch der Industrialisierungsgrad eines Entwicklungslandes. Dadurch seien diese Länder weniger abhängig von den Rohstoffen, die starken Preisschwankungen unterworfen sind. Die regionale Integration „ist heute wichtiger denn je, da die wachsende Integration in die Weltwirtschaft und multilaterale Abkommen die politischen Spielräume auf nationaler Ebene einschränken“, sagte der Unctad-Generalsekretär und frühere Chef der Welthandelsorganisation Supachai Panitchpakdi.

Beim Abschluss bilateraler Freihandelsabkommen mit Industrieländern sei besondere Vorsicht geboten. Das Beispiel Mexiko zeige, dass die in Folge des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (Nafta) erzielte Steigerung der Exporte und der Direktinvestitionen nicht unbedingt zu wirtschaftlichem und sozialem Fortschritt im Land führte. Wie aber gerade die ärmeren Länder in bilateralen Verhandlungen dem Druck der Industrieländer zu mehr Marktöffnung ausweichen sollen, bleibt vage. NICOLA LIEBERT