DOMINIC JOHNSON ÜBER DEN KRIEG IN DEN NUBA-BERGEN
: Kein Frieden im Sudan

Sudan ist seit der feierlichen Gründung des unabhängigen Südsudan am 9. Juli diesen Jahres aus der internationalen Aufmerksamkeit weitgehend verschwunden. Die Teilung des größten afrikanischen Flächenstaats nach mehreren Jahrzehnten Krieg zum Erfolg zu führen – das war schon eine Meisterleistung der Diplomatie, und alle Welt war erleichtert, dieses Thema abhaken zu können. Zu Unrecht: Die Konflikte des Sudan sind nicht überwunden. Im verbliebenen Rumpfstaat führt die Regierung von Präsident Omar Hassan al-Bashir weiter Krieg gegen aufsässige Bevölkerungsteile. Wie die heute veröffentlichte taz-Reportage aus den Nuba-Bergen in der Provinz Südkordofan bezeugt, geht dieser Krieg weit über die Aufstandsbekämpfung hinaus, als die er von offizieller Seite dargestellt wird. Die gesamte Zivilbevölkerung ist Zielscheibe, und der Ausschluss der internationalen Öffentlichkeit macht es extrem schwierig, Vorwürfen von Angriffen mit chemischen Kampfstoffen und gezielter Bombardierung nachzugehen.

Das ist kein isoliertes Phänomen. Zum Krieg in Südkordofan gesellt sich seit einigen Wochen ein weiterer in der östlichen Nachbarprovinz Blue Nile. Auch der Konflikt zwischen Nord- und Südsudan um die Grenzregion Abyei bleibt ungelöst. All diese Gebiete sind Streitpunkte zwischen dem Bashir-Regime in Khartum und Südsudan. Überall dort will Khartum mit seinem harschen militärischen Vorgehen verhindern, dass die neugewonnene Freiheit im Süden auf den Norden ausstrahlt.

Selbst wenn dies nur eine innersudanesische Angelegenheit wäre – die Erfahrungen von Darfur würden ein internationales Eingreifen rechtfertigen. Es ist aber mehr: eine Bedrohung des regionalen Friedens.

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