hoffmann von fallersleben, germanist und dichter
: Bronzene Heimholung

AUGUST HEINRICH HOFFMANN VON FALLERSLEBEN (1798–1874), schrieb mit 14 seine ersten Gedichte. FOTO: DPA

Er muss ein sehr agiler Mensch gewesen sein. Einer, den man schwer greifen kann: Weder im Leben noch in seinen Lied- und Gedichttexten kann man August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, dem der Hannoversche Landtag jetzt ein Denkmal setzt, Kontinuität oder gar Erstarrung nachweisen.

Dann schon eher die Subversion eines Autors, der stetig zwischen den Stühlen saß, Politiker und Ehe mied – und überhaupt alles wandelte außer seinen Überzeugungen: Zeitlebens hat er Pressezensur und „reiche Hungerleider“ kritisiert und das Volk zu deren Jagd aufgerufen.

Das alles geschah aber weder agitatorisch noch allzu direkt: Verpackt in harmlose Volkslied-Melodien kommen etwa seine 1840 edierten „Unpolitischen Lieder“ daher. Aber sie machten der Regierung mächtig Angst und trugen Fallersleben, seit 1830 Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Breslauer Universität, 1842 ein Berufsverbot ein. 1843 verwies man ihn des Königreichs Hannover.

Dabei klingen die politischen Lieder ganz harmlos und wirken zunächst genauso unverfänglich wie seine vielen Kinderlieder. Aber sie singen sich ebenso weg und sind wegen ihres volkstümlichen Tons leicht zu behalten. Die Verbreitung auch beim nicht alphabetisierten Volk war ihnen sicher. Wie bekannt die Lieder wirklich waren, weiß bis heute niemand. Und dass ausgerechnet Friedrich Wilhelm IV., weit weniger restaurativ als sein Vater, Fallersleben verfolgte, verwundert ein bisschen. Aber der König wird auch als unsicherer Mensch beschrieben. So war er leicht zu erschrecken.

Der Schwäche will die Hannoversche Landesregierung sich nicht zeihen lassen. Sie hat den in Hannover ansässigen Künstler Siegfried Neuenhausen beauftragt, bis zum 28. September ein Bronzerelief, eine biographische Tafel sowie Bodenplatten mit Fallersleben-Texten zu fertigen. Die werden zwar nicht exakt im Zentrum des Landtags-Haupteingangs liegen. Aber immerhin in einem Torbogen rechts daneben. Der ist nachts beleuchtet. Eine Heimholung, die die kühnsten Hoffnungen des „Deutschlandlied“-Dichters sicher übertroffen hätte. PS