Saure-Gurken-Zeit für Biobauern

Der Umsatz von Bio-Produkten ist von 2000 bis 2006 um 125 Prozent gestiegen. Doch nicht alle Bauern profitieren vom „Bio-Trend“: Sie stehen in Konkurrenz mit den Bio-Discountern und müssen mit weniger Förderung auskommen

Andreas Menger ist Biobauer. Diesen Sommer sind ihm die Gurken ausgegangen. Das lag aber nicht am Bioboom, sondern am schlechten Wetter. Trotzdem: „Wir merken schon, dass die Leute immer mehr Bio wollen“, sagt Menger.

Kerstin Obermeyer hat einen kleinen Hof mit Bioladen in Niedersachsen. „Ein schlechtes Jahr war das“, sagt sie, „wir hatten mit Rohstoff-Knappheit zu kämpfen. Zeitweise war der Hafer vergriffen und eine ganze Weile waren Äpfel knapp.“

Mengers und Obermeyers Höfe gehören zum Anbauverband Bioland. Die Richtlinien des Verbands sind strenger als die der EU. Der ganze Hof muss auf ökologischen Betrieb umgestellt werden. Die EU-Verordnung hingegen lässt Mischbetriebe zu.

Menger schimpft: „Die Richtlinien wurden gelockert. Es wurden keine besonderen Kriterien geschaffen, die verhindern dass Gensporen in die Produkte kommen.“ Das sei ein großes Problem. Sollten gentechnisch veränderte Sporen in seinen Produkten gefunden werden, könnte er nicht mehr mit Bioland zusammenarbeiten. Er selbst kann nicht verhindern, dass ihm irgendwo „eine gentechnische Verunreinigung“ unterkommt. „Versuchen Sie mal zu verhindern, dass Sie schlechte Luft einatmen“, sagt Menger.

Obermeyer ärgert sich ebenfalls über die EU-Kriterien. „Weil es an Ware mangelt wurden die Kriterien verwässert. Die Verbraucher haben keinen Durchblick mehr.“ Aber nicht nur das ärgert die heimischen Produzenten: Die chinesischen Bioprodukte sind Menger ein Dorn im Auge. „Allein schon der Transport ist nicht ökologisch. Kein Mensch weiß, wie dort kontrolliert wird.“

Die Umsätze von Obermeyer sind rückläufig, seit Discounter wie Real oder Lidl auf Bioprodukte setzen. Menger hat dazu noch mit der 20-prozentigen Verringerung der Fördermittel für den ökologischen Anbau zu kämpfen. „Das holen wir mit besseren Gemüsepreisen nicht rein.“ Besonders mit Kartoffeln, Getreide und Grünlandflächen sei kaum noch Gewinn zu machen.

Obermeyer hat sich erst wegen der Bio-Discount-Produkte gesorgt. Jetzt sind sie ihr gleichgültig. „Unsere Stärke liegt in der Qualität und im Service. Außerdem stellen wir Käse her, den man so im Supermarkt nicht kaufen kann.“

Beide sind sich jedoch einig, dass sich für die Verbraucher wenig ändern wird. „Die Preise für hochwertiges Bio-Gemüse werden nicht ins Unermessliche steigen. Der Marktdruck ist hoch, deswegen müssen wir versuchen unsere Preise klein zu halten.“ STL