WAS MACHT EIGENTLICH ... Christoph Tannert?
: Mit seinem Abschied drohen

Mit Sicherheit mag Christoph Tannert derzeit ein Lied nicht: Es ist der „Rauch-Haus-Song“ der Politrockerband „Ton, Steine, Scherben“, die 1972 brüllend laut die Besetzung des Bethaniens feierten. Mehr noch: Tannert, Chef des Künstlerhauses Bethanien, ist total genervt von allem, was irgendwie mit Hausbesetzung zu tun hat. Denn seit zwei Jahren gehen sich schon Tannert und die Hausbesetzer im Südflügel des Bethaniens auf den Wecker. Man passt nicht zueinander. Dass die Besetzer jetzt vom Bezirk noch das ganze Haus zur Verwaltung kriegen sollen, findet Tannert „ein Unding, dann würden wir ja Mieter der Besetzer“.

Und darum ist der Scherben-Refrain „Ihr kriegt uns hier nicht raus/ Das ist unser Haus“ für ihn nur noch Horror. Eigentlich ist der Chef des Künstlerhauses Bethanien kein „Seelchen“, er kann austeilen und einstecken. Tannert ist kreativ in Konfliktbewältigung, was man im Umgang mit Künstlern sowie im internationalen Ausstellungsgeschäft sowieso sein muss. Als Beweis führt er 16 runde Tische an, die er mit den Besetzern hinter sich hat. Und er ist ein Linker, müsste sich also über diese Spezies in der Hausgemeinschaft freuen. Tut er aber nicht.

Was tut er stattdessen? Er sucht sich ein neues Domizil. Hat sogar eines am Haken, wie er sagt. Und wenn die unselige Lage zwischen dem Künstlerhaus und dem besetzten Flügel nicht gelöst wird, ist der Mariannenplatz seine große Kulturinstitution los. Dann bliebe vor Ort nur Bezirkliches – manche sagen auch Provinzielles dazu. ROLA FOTO: KÜNSTLERHAUS BETHANIEN