variationen
: Das Genom im Internet

Jetzt wird es fast zum Normalfall, dass berühmte Genforscher der Öffentlichkeit ihr Genom präsentieren. Vor zwei Monaten hatte schon der Genforscher James Watson, der für die Darstellung der DNA-Helix mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, sein Genom auf den Webseiten des Cold Spring Harbor Laboratoriums bei New York veröffentlichen lassen. Seine DNA-Sequenzen sollen der Forschung weltweit zur Verfügung stehen. Und nun hat sein Kollege Craig Venter, der bei dem Rennen um die erste vollständige Sequenzierung des menschlichen Genoms mit ganz vorne dabei war, die Abfolge seiner DNA-Bausteine ins Internet gestellt. Venter offenbarte damit auch, dass er die genetischen Anlagen für schwere Herzprobleme in sich trägt. Insgesamt stießen die Forscher bei der Analyse des Venter’schen Genoms auf über 300 Krankheitsgene und auf rund 4.000 Genvarianten, deren besondere Bedeutungen noch unbekannt sind. „Wir sind nicht zu 99,9 Prozent identisch, sondern nur zu 99 oder sogar nur zu 98 Prozent“, sagte Craig Venter. Die Menschen unterscheiden sich damit doch mehr, als bisher angenommen wurde. „Mit dieser Veröffentlichung zeigen wir, dass die Variationen von Mensch zu Mensch siebenmal größer sind als zuvor geschätzt. Das heißt, dass wir Menschen, genetisch gesehen, wirklich Individualisten sind“, so Craig Venter. Mit der Veröffentlichung seiner Genomsequenzen will der Genforscher auch zeigen, dass er keine Angst davor hat, dass jedermann sieht, wie die Abfolge seiner DNA-Bausteine aussieht. WOLFGANG LÖHR