BND-Mann gab Agentenliste weiter

SPIONE Der im Sommer verhaftete Mitarbeiter des Auslandsgeheimdienstes soll eine Liste von 3.500 Namen an die CIA verkauft haben. Darauf sollen auch die Klarnamen der Agenten gestanden haben

BERLIN taz/dpa | Der im vergangenen Sommer verhaftete Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) hat deutlich mehr geheime Informationen verraten, als bislang bekannt war. Markus R. soll auch eine als „streng geheim“ eingestufte Liste entwendet haben, auf der sowohl die Klar- als auch die Decknamen von 3.500 BND-Agenten standen, und diese an den US-Geheimdienst CIA weitergegeben haben. Das berichtet die Bild-Zeitung mit Bezug auf Sicherheitskreise. Damit könnten potenziell mehr als die Hälfte der rund 6.500 BND-Agenten enttarnt sein.

Der BND wollte sich unter Hinweis auf das bei der Bundesanwaltschaft laufende Ermittlungsverfahren dazu nicht äußern, das Gleiche gilt für die Bundesregierung. Aus Sicherheitskreisen wurde aber bekannt, dass die Liste aus dem Jahr 2011 stammen soll. Zahlreiche der aufgeführten Personen würden nicht mehr beim BND arbeiten. Intern werde der operative Schaden für den deutschen Auslandsgeheimdienst und seine Mitarbeiter als eher begrenzt bewertet, heißt es.

Die aufgelisteten Agenten sollen zur BND-Abteilung „Einsatzgebiete/Auslandsbeziehungen“ gehören. Diese Abteilung versorgt unter anderem die Bundeswehr bei Auslandseinsätzen mit Informationen zum Schutz deutscher und alliierter Soldaten. Derzeit scheint nichts dafür zu sprechen, dass R. die Liste nicht nur an den US-Dienst, sondern auch an andere Geheimdienste etwa in China oder Russland verkauft haben könnte.

R. arbeitete in der Registratur der Abteilung „Einsatzgebiete/Auslandsbeziehungen“. Er soll 218 Dokumente aus der BND-Zentrale in Pullach bei München geschmuggelt, sie zu Hause eingescannt und dann an die USA weitergeleitet haben. Die Agentenliste war zu Hause auf seiner privaten Festplatte gespeichert, die bei einer Durchsuchung im Sommer 2014 sichergestellt wurde. Der Datenträger sei jetzt erst systematisch ausgewertet worden.

R. war aufgeflogen, als er Ende Mai seine Dienste auch dem russischen Geheimdienst anbot – per E-Mail an das russische Generalkonsulat in München, drei angehängte BND-Dokumente inklusive. Das Angebot wurde abgefangen. Es dauerte etwas, bis R. als der anonyme Mailschreiber identifiziert werden konnte, dann wurde er verhaftet.

SABINE AM ORDE