Sambias König der Armen

Sambias neuer Präsident heißt „König Kobra“ wegen seiner scharfen Zunge und ist wegen seines Wortwitzes beliebt

Michael Sata trägt in Sambia viele Namen: „König Kobra“ für seine scharfe Zunge; Populist und Wendehals für seine Gegner. Der 74-Jährige, der gestern als neugewählter Präsident Sambias eingeschworen wurde, hat im politischen Kampf seines Landes Ausdauer wie kein anderer bewiesen. Im vierten Anlauf verstand er es, die Massen endgültig zu überzeugen.

Einst gehörte er selbst zur Führungsriege der jetzt abgewählten Regierungspartei Bewegung für Mehrparteiendemokratie (MMD). Er war enger Mitarbeiter des früheren Präsidenten Frederick Chiluba, mit dem er 1991 zum Ende der Einparteienherrschaft des Unabhängigkeitshelden Kenneth Kaunda die MMD gründete und eine der ersten erfolgreichen friedlichen Demokratisierungen Afrikas vollzog. Zehn Jahre später zerstritten sich die beiden, Sata gründete seine Patriotische Front. Als Provokateur nahm Sata danach nie ein Blatt vor den Mund. Seine verbalen Angriffe auf Chilubas Nachfolger im Präsidentenamt, Levy Mwanawasa, brachten ihm im Wahlkampf 2005 eine Verhaftung für Aufwiegelung und Spionage ein.

Bekannt wurde Sata für seine Kritik an den Chinesen, die mit Großinvestitionen Sambias Kupferbergbau übernommen hatten. Das antichinesische Etikett klebte an Sata, bis er in diesem Wahlkampf wieder eine Kehrtwendung machte, denn chinesisches Kapital hat durchaus Arbeitsplätze geschaffen. Nun will Sata eine bessere Beziehung mit den Chinesen als die jetzige „pure Ausbeutung“ aufbauen. Aber viele rätseln über ihn. Kenneth Kaunda sagte über Sata, man könne ihm nicht trauen und er sei kein „Präsidentenmaterial“. Sata bewundert Robert Mugabe in Simbabwe und schimpft wie dieser mit Vorliebe auf „Imperialisten“. Er ist bei den Massen wegen seines Wortwitzes beliebt.

Sata ist einer der letzten noch aktiven antikolonialen Befreiungskämpfer Afrikas. Der studierte Politikwissenschaftler ist mit einer Ärztin verheiratet und hat acht Kinder. Er arbeitete als Polizist, Eisenbahner und in der Gewerkschaft, bevor er 1963 in die Politik ging. Der langjährige Kettenraucher mit der rauen Stimme hat jüngst das Rauchen aufgegeben, aber der katholischen Kirche ist er treu geblieben. MARTINA SCHWIKOWSKI

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