Fahndung nach Komplizen

ERMITTLUNGEN Die Pariser Behörden vermuten, dass die Attentäter unterstützt wurden

Es wird von der Polizei bestätigt, dass Coulibaly mindestens einen Helfer hatte

PARIS taz | Die Pariser Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass Amedy Coulibaly, vielleicht auch die Kouachi-Brüder, bei der Vorbereitung ihrer Terrorakte von Komplizen unterstützt wurden. Nach den Attentaten haben sowohl al-Qaida als auch die Organisation IS den Terroristen gratuliert. Saïd und Chérif Kouachi, die vor 2013 mehrfach im Jemen waren, hatten zudem behauptet, sie hätten ihren Anschlag auf Charlie Hebdo im Auftrag und mit finanzieller Hilfe von Al-Qaida im Jemen und auf der Arabischen Halbinsel (Aqap) verübt. Ein Sprecher dieses Al-Qaida-Ablegers hat sich inzwischen in einem Video zum Attentat bekannt. In welcher Weise aber das Vorgehen von diesen zum Teil rivalisierenden Terrororganisationen tatsächlich koordiniert worden sein könnte, ist völlig unklar.

Coulibalys Freundin Hayat Boumeddiene wird einer Beteiligung verdächtigt, konnte sich aber nach Syrien absetzen. Auf ihrer Flucht wurde sie von einem jungen Mann begleitet, der bei der Terrorabwehr als kleiner Bruder eines bereits verurteilten Islamisten registriert war, der Dschihadisten aus Frankreich nach Afghanistan schleuste. Alle drei sollen nun in Syrien sein.

Derzeit werden alle früheren Kontakte von Coulibaly und den Kouachi-Brüdern überprüft. Die Polizei will aber momentan verständlicherweise nicht verraten, was sie bereits weiß und wen sie im Verdacht hat. Es wird jedoch bestätigt, dass Coulibaly, der in Montrouge eine Polizistin erschossen und am Tag danach in einem jüdischen Geschäft vier Geiseln erschossen hat, mindestens einen Helfer hatte. Le Parisien glaubt zu wissen, dass es sich bei diesem identifizierten und steckbrieflich Gesuchten um einen Mann europäischer Herkunft handelt. Dieser sei der Polizei bereits im Zusammenhang mit Bandenverbrechen bekannt gewesen.

Dieser mutmaßliche Komplize wird auch verdächtigt, am letzten Mittwoch, am Vorabend von Coulibalys erstem Mordanschlag, im Westen von Paris auf einen Jogger geschossen zu haben. Erste Analysen haben ergeben, dass dabei die Tokarew-Pistole verwendet wurde, die Coulibaly zwei Tage danach bei der Geiselnahme bei sich hatte! Der schwerverletzte Jogger aber hat ausgesagt, ein „Weißer“ habe auf ihn geschossen.

Coulibaly soll während seiner zahlreichen Gefängnisaufenthalte über den bekannten Islamisten Djamel Beghal Kontakte zu Chérif Kouachi geknüpft haben. RUDOLF BALMER