Radeln gegen rechts

Mit einem Fahrradkorso quer durch die Stadt erinnern Aktivisten an die Berliner Opfer des Dritten Reichs

Klara und Carla sind beide 17 Jahre alt, kommen aus Zehlendorf und „sind dafür, aber nicht bei der Antifa“. Da sind sie nicht die Einzigen, wahrscheinlich aber die Jüngsten in dem Tross von gut 60 Fahrradfahrern, die am Sonntag für die Erinnerung an die Opfer des Naziterrors in die Pedale traten. Anlass war der „Tag der Opfer des Faschismus“, der jedes zweite Wochenende im September auf dem Marx-Engels-Forum begangen wird. Die Antifaschistische Initiative Moabit organisierte eine Radtour dorthin in mehreren Etappen.

Diesmal führte der Weg von der Gedenkstätte Plötzensee zum Wohnhaus der jüdischen Kommunistin Ottilie Pohl in der Beusselstraße. Pohl wurde 1943 in Theresienstadt ermordet. Weitere Stationen waren der ehemalige Güterbahnhof, von wo aus tausende Juden in den Tod reisten, und das frühere Zellengefängnis von Moabit. Am Hausvogteiplatz erinnerten die Organisatoren an die Verfolgung der einst dort ansässigen jüdischen Konfektionshändler.

„Hier müssten Tausende sein, nicht bloß 60 Leute“, kommentiert Hans Blank die Beteiligung an dem Korso, der angesichts bunter Fahrradwimpel, Dauergeklingels und wohlgelaunter Gesichter streckenweise einem Betriebsausflug ähnelte. Blank ist 85, sein Vater war im Moabiter Zellengefängnis interniert. 1945 starb er im KZ Mauthausen.

Zum Abschluss trafen die Radler am Marx-Engels-Forum ein. Hier fand bis zum frühen Abend der Aktionstag unter dem Motto „Gegen Rassismus, Neonazismus und Krieg“ statt. An Ständen informierten Initiativen über ihre Arbeit, bei einer Podiumsdiskussion wurde über das Pro und Contra eines NPD-Verbots diskutiert. SVEN BEHRISCH