Langsames Siechen und Auferstehung
: Schnell ins Konzert!

Andreas Schnell

Hart, aber herzlos (stimmt natürlich nicht, das mit der Herzlosigkeit) gehen Obituary seit Jahr und Tag zu Werk, mit knirschenden Riffs aus der Celtic-Frost-Schule und einem Sänger, der sich mit Kinkerlitzchen wie Text und Melodie nicht weiter aufhält. Ihr erstes Album nannten sie bei Erscheinen 1989 „Slowly We Rot“ (zu Deutsch: Langsam verrotten wir) und boten darauf Songs mit Titeln wie „Internal Bleeding“, „Suffocation“, „Intoxicated“ und „Bloodsoaked“, die wahrlich kaum Worte brauchten angehörs des fauchenden Gurgelns, das John Tardy aus seinem eher schmächtigen Leib presste. Der Verwesungsprozess als Band dauert (mit den üblichen kürzeren Unterbrechungen) bis heute an, im Oktober vergangenen Jahres erschien ein neues Album mit dem entzückenden Titel „Inked In Blood“, das klassiche Death- und Thrash-Metal-Tugenden pflegt. Mit drei Vorbands am heutigen Samstagabend ab 19 Uhr im Tivoli zu sehen.

Es geht heftig weiter am Dienstag im Schlachthof. Dort treten ab 20 Uhr die nordrhein-westfälischen Metal-Core-Helden Caliban auf, die seit Ende der Neunzigerjahre ihr Handwerk betreiben und vor rund einem Jahr mit ihrem Album „Ghost Empire“ überraschten, das unter anderem erstmals in der Bandgeschichte einen Song mit komplett deutschsprachigem Text enthält, der (der Songs) den Rezensenten des „Metal Hammer“ glatt ein wenig an Tokyo Hotel erinnerte. Bury Tomorrow sind mit von der Partie.

Und natürlich sind wir auch ein bisschen gespannt auf das Konzert von Ton Steine Scherben, das an gleicher Stelle einen Abend später stattfindet. Natürlich tritt die legendäre Kapelle nicht in Originalbesetzung auf, aber immerhin sind noch drei von damals dabei, nämlich R. P. S. Lanrue, „Funky“ K. Götzner und Kai Sichtermann, die sich mit einem knappen halben Dutzend weiteren musikalischen Kräften umgeben haben, um auf die alten Zeiten anzustoßen.

Am Donnerstag schließlich ist der relativ unfassbare Freddy Fischer mit seiner Cosmic Rocktime Band auf der Treue zu sehen, der die Welt aus dem Geist des gepflegten deutschen Liedes im Geiste von Manfred Krug, Munich Disco und Soul zu einer besseren machen will. Ob’s klappt, erfahren sie ab 20 Uhr.