LESERINNENBRIEFE
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Temporäre Verlagerung

■ betr.: „Null-Toleranz bei Cannabis: Kein einziges Gramm mehr“, taz.de vom 15. 1. 15

Einige scheinen es immer noch nicht verstanden zu haben. Dass sich immer die größten Politikerflaschen am großspurigsten aufplustern müssen! „Zurückdrängen“ heißt nichts anderes als temporäre Verlagerung; das ist kein Lösungsansatz, sondern die undurchdachte Annahme: „Wenn ich dich nicht sehen kann, existierst du nicht.“

Kleinkindniveau. Henkel, setzen, sechs! Eric Sanderson, taz.de

Sie halten zusammen

■ betr.: „Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt: Mit Erfolg gewehrt“, taz.de vom 14. 1. 15

Wann müssen MitarbeiterInnen von Behörden (erstrangig Jobcenter und Versorgungsämter, dann die Justiz!!) auch zahlen, wenn sie MigrantInnen benachteiligen und vorsätzlich diskriminieren? Wahrscheinlich NIE! Da halten die Rassisten schon alle zusammen … Kemal Atatürk, taz.de

Verdrehte Innenpolitik

■ betr.: „Neuorganisation der radikalen Linken Alte Bekannte in neuem Gewand“, taz.de vom 13. 1. 15

Großartig! Herr Henkel, da haben Sie wieder mal absolute Professionalität und Kompetenz bewiesen. Überall Rechtspopulisten, die vollen Ernstes ihre Fremdenfeindlichkeit in die Gesellschaft raustragen, ein jüngstes Blutopfer in Dresden – und Sie haben nichts Besseres zu tun, als den Kampf gegen Antifa zu ihrem Schwerpunkt zu erklären. Frohes Neues, auf ein weiteres Jahr verdrehter Innenpolitik in Berlin. mitreder, taz.de

Hoher Tellerrand

■ betr.: „Kolumne Vollbart: Kein Problem mit Rassismus“, taz.de vom 11. 1. 15

Wir waren im Sommer auf Wanderurlaub in Südtirol und ich muss sagen, dass ich sehr ähnliche Erfahrungen gemacht habe, als ich mich mal unter Einheimische gemischt habe.

Der Durchmesser des Tellers ist relativ klein, der Tellerrand dagegen ist sehr hoch. Und er wird auf Nachfragen und Schildern von zum Beispiel den Auswirkungen der niedrigen Preise, die wir für Kleindung zahlen, auf Menschen in Dritte-Welt-Ländern, vehement verteidigt. Co-Bold, taz.de

Dauerschlaf

■ betr.: „Einstiges Vorzeigebad der DDR: Spaßbad soll absaufen“, taz.de vom 10. 1. 15

Für einen Euro ein Grundstück mit einem „geschätzten Wert im zweistelligen Millionenbereich“ erwerben und dann ignorieren beide Seiten, Berlin sowie der „Investor“, einfach die Bedingungen. Kein Wunder, warum dieser Ausverkauf Berlin zur Lieblingsstadt der schlimmsten von den schlimmen Bauspekulanten, USA-Investmentfonds und dergleichen Ausbeuter gemacht hat. Und was macht die Politik? Pendeln zwischen Selbstlob und Dauerschlaf. Ninetto, taz.de

Normierte Studis

■ betr.: FU wählt Studierendenparlament: Eine Wahl ohne Wähler“, taz.de vom 12. 1. 15

Wie wollen denn junge Menschen zu einer politischen Haltung und politischen Meinung finden, wenn sie konform von der Kita bis zum Abitur nur noch in Massenunterkünften tagsüber gehalten werden und nur noch auf die „Meinung“ und „politische Haltung“ der Kita-Tante, Lehrer/in, Nachmittagsmassenabfertigungsbetreuer/in hören dürfen. Eigene Interessen und eigene Überlegungen zu haben, wird in Massenverwahranstalten systematisch ausgetrieben.

Vom Kleinkind an werden die Menschen normiert und zum Leistungszwang erzogen. Politische Bildung wird kaum noch in Schulen vermittelt. Solidarität und solidarisches Handeln sind in Kitas und Schulen Fremdworte geworden, weil Solidarität das Fernbleiben von Ellenbogenhandeln und von Karrieredenken und Karrierehandeln erfordert.

Das Gegenteil von Solidarität und von solidarischem Handeln wird von der Kita an bis zum Abitur den Kindern und Jugendlichen beigebracht. In den Massenverwahranstalten ist keine Möglichkeit des Rückzuges gegeben. Immer sind andere da. Kein versonnenes Mantschen im Schlamm; kein stilles Beobachten von Vorgängen in der Natur.

Dann braucht sich niemand zu wundern, wenn sich die Losgelöstheit von der Gesellschaft (die Entpolitisierung wird von mir als eine Form der Losgelöstheit von der Gesellschaft betrachtet) bei den Studierenden fortsetzt und die Universität als Arbeitsplatz denn als Lernort beziehungsweise Sozialisationsort wahrgenommen und sich entsprechend verhalten wird. Krawatte, taz.de