Graben gegen den Zahn der Zeit

Auf dem Teerhof wird Schiff Nummer drei geborgen: Ein weiterer Kraftakt für die Bremer Archäologen

Die Schiffe meinen es gut mit Dieter Bischop: Eins nach dem anderen holt er aus den Tiefen des Teerhofs, auf denen „Beluga“-Reeder Niels Stolberg seine künftige Firmenzentrale errichten will. Bischop war schon immer der Mann vor Ort, der unermüdlich die Baugruben der Stadt durchsiebte. Immer in Eile, immer mit viel zu wenig Leuten. Jetzt aber dreht sich das archäologische Hamsterrad noch schneller: Kaum war Manfred Rech, der eigentliche Amtsinhaber, im Ruhestand, tauchten im März auf dem Teerhof die sensationellen Kogge-Überreste auf.

Seither gibt es für Bischop, derzeit „kommissarischer Landesarchäologe“ – für die nominelle Rech-Nachfolge, verknüpft mit einer Professur für Frühgeschichte an der Uni, steht dem Vernehmen nach eine externe Bewerberin bereit – gar keine ruhige Minute mehr. Kurz nach der Kogge kam die Binnenschifffahrt in Gestalt des 17-Meter-Weserkahns aus dem 17. Jahrhundert zu ihrem Recht. Und seit gestern ist Schiff Nummer drei freigelegt: Noch mal rund 100 Jahre älter und offenbar zur Personenbeförderung bestimmt. In unmittelbarer Nähe befand sich ein Goldring, dessen Inschrift noch nicht entziffert ist, und ein auf 1588 datierter Humpen mit mythischen Frauendarstellungen. Der in Siegburg gefertigte „Walzenkrug“ zeigt sowohl die Figur der Lucretia als auch Judith, den Kopf eines von ihr enthaupteten feindlichen Feldherren noch in der Hand – nicht immer werden die Ausgräber mit solch bilderfrohen Details belohnt.

Sind weitere Funde im Zuge des „Beluga“-Baus zu erwarten? „Ich hoffe nicht“, sagt Bischop. Gegen ein paar Goldringe wäre zwar nichts zu sagen, gegen ganze Schiffe hingegen schon. Der Druck durch die Bauplanung bedeute schon jetzt einen „Superstress“. HB