Für lau studieren in Lübeck

Die Universität Lübeck wirbt mit einem Radio-Spot um Studieninteressierte aus Hamburg. Beim Buhlen um die potenziellen Studierenden profiliert sie sich damit, frei von Studiengebühren zu sein

Die Studiengebühren sind in den nördlichen Bundesländern uneinheitlich geregelt: in Niedersachsen gibt es seit dem Wintersemester 2006/07 allgemeine Studiengebühren in Höhe von 500 Euro. Auch Hamburg erhebt 500 Euro von allen Studierenden, und zwar seit dem Sommersemester 2007. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es hingegen keine allgemeinen Studiengebühren, und es sind auch keine geplant. Auch in Schleswig-Holstein hat sich die Landesregierung zumindest für diese Legislaturperiode (bis 2011) gegen Gebühren entschieden. Auch in Bremen zahlen Studierende die 500 Euro nicht, es sei denn, sie sind Langzeitstudenten (ab dem 15. Semester) BEG

VON BENJAMIN GEHRS

„Und, was machst du jetzt nach dem Abi?“ – „Ich studiere an der Uni Lübeck“. So beginnt ein Radiospot, in dem sich zwei Abiturienten über ihre Zukunftspläne unterhalten. Eine moderne Campus-Uni solle das ja sein, wissen die Protagonisten, mit toller Ausstattung. Den Clou verraten sie am Ende der Werbung: „Und das alles ohne Studiengebühren!“

Seit dem Wochenende läuft der Spot auf dem Sender Delta Radio im Bereich Hamburg. Insbesondere Informatikstudenten sollen nach Lübeck gelockt werden, erklärt Rüdiger Labahn, Pressesprecher der Uni. Die Interessenten haben von allen Hochschulen mittlerweile Zu- oder Absagen auf ihre Bewerbungen erhalten. Bis Mitte Oktober haben sie nun Zeit, sich an ihrer Wunsch-Uni einzuschreiben. „In der Entscheidungsphase wollten wir noch mal einen Akzent setzen“, sagt Labahn. „Seit der Informatik-Boom vorbei ist, muss man informieren.“

Bewerber gebe es zwar weiterhin in ausreichender Zahl, aber die Informatik sei halt nicht jedermanns Sache. Mit anderen Worten: An Bewerbungen herausragend qualifizierter Kandidaten droht man in Lübeck nicht eben zu ersticken. Obwohl der Lübecker Informatikstudiengang in bundesweiten Rankings regelmäßig unter den Top Ten ist, wird die Hansestadt als Studienort von potenziellen Bewerbern nicht so stark wahrgenommen. „Wir sind eben eine kleine Universität“, sagt Labahn.

Daher habe man sich entschieden, mittels Werbung die eigenen Qualitäten herauszustreichen: Die Lübecker Uni sei überschaubar, persönlich und – im Gegensatz zu Hamburg – auch frei von Studiengebühren. Schleswig-Holstein hat bisher auf die Einführung der allgemeinen Gebühr von 500 Euro pro Semester verzichtet.

Oliver Iost, der von Hamburg aus das Internet-Portal „studis-online“ betreibt, hält die Erhebung der Studiengebühr für „einen Faktor, der sich auf die Studienplatzwahl auswirkt“. Insbesondere für Studierwillige aus sozial schwächeren Familien stelle sie eine wichtige Entscheidungsgröße dar. Gesicherte Erkenntnisse über die tatsächliche Wirkung der Gebühr, sagt Iost, bringe aber erst die Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, die in zwei Jahren kommen soll. Dass Studenten aus Hamburg sich von dem Lübecker Werbespot angesprochen fühlen, kann er sich durchaus vorstellen. Seine Erfahrung zeige zwar, dass die Mobilität der Bewerber „nicht so riesig“ sei, aber einen Wohnortwechsel ins nahe Lübeck traut er den Studieninteressierten aus Hamburg durchaus zu.

Zeigt die Lübecker Werbeoffensive Wirkung, könnten bald auch andere Universitäten auf die Idee kommen, mit der Gebührenfreiheit für sich zu werben. Bisher weiß man an der Lübecker Uni allerdings noch nicht, ob die Werbung etwas bringt. Der Radio-Spot sei ein Novum für die Lübecker Universität, sagt Labahn: „Ein Versuchsballon.“