Inklusion als Sparpaket

SCHULE Lehrergewerkschaft GEW kritisiert Senatsplan zur Inklusion behinderter Schüler

Der Senat solle für die Inklusion behinderter Schüler noch einmal „richtig Geld in die Hand nehmen“, hat der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Klaus Bullan, verlangt. Es handle sich dabei um die größte Schulreform der vergangenen 30 Jahre, so Bullan – und die sei „nicht zum Nulltarif zu haben“. Genau danach aber sähen die bisher bekannten Pläne aus.

Wie berichtet, will Schulsenator Ties Rabe (SPD) bis zum Winter ein flächendeckendes Modell für die Inklusion vorlegen. Dieses würde die bisher nur an einigen Schulen bestehenden Integrationsklassen (I) und Integrativen Regelklassen (IR) ablösen. Für Kinder mit Schwierigkeiten in den Bereichen „Lernen, Sprache, Emotionale Entwicklung“ (LSE) soll es keine an Gutachten gebundene „Rucksack-Ressource“ mehr geben. Stattdessen sollen alle Schulen mit einer „systemischen Ressource“ ausgestattet sein: eine Grundausstattung an Sonder- und Sozialpädagogen.

„Das finden wir im Prinzip prima“, sagt der Gewerkschafter Pit Katzer. Diese Neuerung dürfe aber nicht dazu missbraucht werden, den Bedarf klein zu rechnen: Seit August 2010 – als das Recht auf Inklusion eingeführt wurde –, ist der Anteil von LSE-Schülern in Hamburg von rund vier auf sieben Prozent gestiegen. Der Senat will diese Zahl für die Zukunft wieder auf den Wert 4,6 Prozent festzurren; jedem betroffenen Kind sollen pro Woche drei Stunden Förderung zukommen.

Aus Sicht von Katzer kommt das einem Sparprogramm gleich: Er geht davon aus, dass die bisher angenommenen sieben Prozent dem tatsächlichen Bedarf entsprechen. Als betroffene Kinder noch grundsätzlich auf Sonderschulen geschickt worden seien, hätten Lehrer eine höhere Hemmschwelle gehabt, Förderbedarf anzumelden, sagt er.

Mehr Förderung als LSE-Kinder brauchen Kinder mit Sinnesschädigungen, geistigen oder körperlichen Behinderungen: Sie kamen bisher in I-Klassen, die mit doppeltem Lehrpersonal besetzt sind. Hier plane der Senat eine „Absenkung um 40 Prozent“, sagt Katzer. Er befürchtet, dass Eltern solche Kinder lieber auf gut ausgestattete Sonderschulen schicken. KAJ