„… vielleicht zu wenig Bremer“

Senatsbaudirektor Uwe Bodemann zieht es nach Hannover: Er will dort Baudezernent werden. Der taz verrät er, welche Reize die niedersächsische Landeshauptstadt hat – und was seine Lieblingsprojekte in Bremen waren

taz: Herr Bodemann, was reizt Sie an Hannover?

Uwe Bodemann: Ich habe in Hannover studiert und gearbeitet. Hannover ist Landeshauptstadt. Mit ihren diversen Hochschulen ist die Stadt eine der bedeutenden Wissenschaftsstandorte Deutschlands. Die Stadt ist eng vernetzt mit der Region. Sie ist ein wichtiger Wirtschaftsstandort im Schnittpunkt bedeutender Nord- Süd- und Ost- West-Verbindungen in Zentraleuropa. Hannover ist als Messestadt stark international ausgerichtet. Hannover entwickelt seit über fünfzig Jahren eine beachtliche Bau- und Planungskultur, die bundesweite Beachtung erfährt. Lediglich drei Dezernenten haben seither als Fachleute das Bau- und Planungsgeschehen der Stadt geprägt. In dieser Kontinuität weiter arbeiten zu dürfen und gleichzeitig neue Akzente setzen zu können ist ein wesentlicher Reiz dieser Aufgabe

So viele Senatsbaudirektoren gab es doch hier auch nicht?

In Bremen wechselten diese Zuständigkeiten immer zwischen Staatsräten, Senatsbaudirektoren, Amts- und Abteilungsleitern.

Sie waren in Hamburg für die Hafencity, in Bremen für die Überseestadt verantwortlich – können Sie denn ohne Hafen leben?

Ich denke schon. Ich bin ja von Hause aus eine Landratte.

Aber die Überseestadt ist derzeit eins der großen stadtplanerischen Projekte in Europa. Da verabschiedet man sich doch nicht so ohne Weiteres?

Ich verabschiede mich nicht ohne Weiteres. Aber: Solche Projekte laufen über 25, 30 Jahre. Da gibt es immer Phasen in denen sich Vorhaben soweit stabilisiert haben, dass auch ein Wechsel in der Projektleitung möglich ist. In solch einer Situation sind wir mit der Überseestadt heute.

Die Bremer Eitelkeit kränkt das aber schon: Ausgerechnet nach Hannover …!

Ich kann nicht beurteilen, welche Befindlichkeiten das berührt. Dazu bin ich vielleicht zu wenig Bremer.

Bausünden oder gestalterische Akzente – die Hochstraße, die Schlachte – sind in Bremen oft eine Art Denkmal für den jeweiligen Senatsbaudirektor. Welches …

… ist die Bausünde, die man mit mir in Verbindung bringen wird?!

Naja, ein Positiv-Beispiel geht auch …

Das zu bewerten, obliegt anderen.

Hatten Sie denn ein Lieblingsprojekt?

Ziemlich viele – und die sind praktisch über die gesamte Stadt verteilt: Eins der Projekte ist der Stadtumbau Tenever, zu nennen sind natürlich auch die erwähnte Entwicklung der Übersee-Stadt, der Umzug von Radio Bremen ins Stephani-Viertel, die planerischen Vorbereitungen für das Klinikum-Mitte, die Pauliner Marsch und das Weserstadion, nicht zuletzt der Weiterbau der Airportstadt …

Es ist also nicht so, dass Sie hier nichts mehr gestalten hätten können?

Nein. Bremen hat – wie Hannover – das ganze Programm stadtentwicklungspolitischer Probleme der Jetztzeit zu bewältigen.

Aber Hannover hat mehr Geld, um sie anzugehen?

Das kann ich noch nicht beurteilen. Es muss auch nicht immer die Lehre sein, dass man immer nur mit viel Geld Stadtentwicklung betreiben kann. Ein bisschen ist die Kunst der Jetztzeit, Private zu motivieren, ihren Beitrag dazu zu leisten.

Also gibt es keine politischen Gründe für Ihren Weggang?

Nein, mit den Veränderungen in der Behördenleitung hat das nichts zu tun. Das Besetzungsverfahren hat in Hannover lange vor der Bremer Wahl begonnen.

Interview: B. Schirrmeister