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War da was? Im Juli 2006 fiel der Jahrestag mitten ins Sommerloch. Siebzig Jahre Spanischer Bürgerkrieg, aber wer mag schon immer TV-Dokumentationen sehen mit zappeligen Schwarzweiß-Filmchen von brennenden Häusern und fuchtelnden Putschisten? Viel anschaulicher sind da Cantos de Libertad, die Lieder der Freiheit, gesungen von den linken Kämpfern und Kämpferinnen, die die Republik gegen eine faschistische Machtübernahme verteidigten. Ekkehard Jost, der emeritierte Jazz-Wissenschaftler, will die „Gesänge des Kampfes und des Widerstands, der Sehnsucht nach Frieden und des Heimwehs, Klage- und Spottlieder, Tänze und Trauermärsche“ unmittelbar erfahrbar machen. Er hat sie neu arrangiert – mit seinem 10-köpfigen Ensemble, in dem einige der profiliertesten Jazzmusiker Europas spielen. Keine Geschichtsstunde also, sondern ein Konzertabend für Bauch und Kopf.

Wer die „1-2-3-4’s“ bei ihren Gastspielen am Kiez einst verpasste und dennoch auf punkige Power-Pop-Girl-Bands abfährt (nicht ohne ein dummes Tarantino- Grinsen), darf sich auf die Baby Shakes freuen. Die kommen aus NYC und sind auf Europa-Tournee. Hier treffen sie My Favorite Mixtape, das Nachfolge-Trio von „Randy’s Ripcord“ (Gitarristin Linda ist ausgestiegen). Die sind auch laut und schnell und singen englisch oder deutsch – wie’s grade passt. Und das passt eigentlich immer. Lasst uns nicht von Bandsalat oder Schubladen reden.

Huun-Huur-Tu halten in Sachen Klang-Energie locker das Niveau elektrisch schrammeliger Power-Pop-Punks. Musikwissenschaftler würden die Oberton- Techniken des mongolischen Gesangs referieren, hier sei kurz erwähnt, dass das so genannte Folklore-Ensemble u. a. schon mit Frank Zappa und Ry Cooder spielte. Kein Wunder, denn in ihrer Heimat Tuva liegt das Glück auf dem Rücken der Pferde – so hat ihr wüster Steppen-Blues eine ganz ähnliche ökonomische Basis wie große Teile der amerikanischen Musik. Klingt aber ganz anders und lässt sich nie zu billigen Pophits verramschen.

Meilenweit über dem gängigen Fusion-Ramsch steht auch Mike Mainieri, der einst Vibraphon für Billie Holiday und Dizzy Gillespie spielte. Später baute er sich ein Synthivibe und eröffnete sich so das MIDI-Klanguniversum. Damit wurde er schließlich als Chef der Supergruppe „Steps Ahead“ bekannt. Als Michael Brecker die Band verließ, besetzte Mainieri den Posten des Tenoristen mit dem Norweger Bendik Hofseth, der dem Vorgänger nur an Popularität nicht gleichkam. „Northern Lights“ nennt Mainieri seine aktuelle CD (mit Nils-Petter Molvaer, Matthias Eick von „Jaga Jazzist“ u. a.). Auf Tour ist der 69-Jährige im Quartett mit Bendik Hofseth, Lars Danielsson und Schlagzeuger Audun Kleire.

TOBIAS RICHTSTEIG

Ekkehard Jost Ensemble – Cantos de Libertad: Do / Fr, 13. / 14. 9., 20 Uhr, Pollittbüro Baby Shakes + My Favorite Mixtape: Mo, 17. 9., 22 Uhr, Hafenklang Huun-Huur Tu: Di, 18. 9., 21 Uhr, Fabrik Mike Mainieri & Northern Lights: Mi, 19. 9., 21 Uhr, Fabrik