Immer schon einen Schritt voraus

AVANTGARDE-POP Mayo Thompson und die jüngste Inkarnation seiner Band Red Krayola zu Gaust auf Kampnagel

Einerseits gibt es Red Crayola – beziehungsweise, markenrechtlicher Probleme wegen, The Red Krayola – seit Mitte der 60er Jahre: Da traten sie in erkennbar zeittypisch psychedelisch-verquaste Erscheinung traten. Andererseits hat das, was nun unter dem Label Red Krayola auf Kampnagel zu sehen sein wird, mit jenen Anfängen wenig bis nichts zu tun – außer eben der Person von Mayo Thompson, Gründer und einziges durchgängig immer wieder von irgendwoher auftauchendes Mitglied.

Anfangs, 1966 ff., ließen Thompson und seine Mitmusiker die üblichen Fuzz-Gitarren von der Leine bis hin zu spektakulären „Free Form Freakouts“, Instrumentaleskapaden, deren scheinbare Strukturlosigkeit nicht immer beeinflusst zu sein schien von Dingen wie dem Free- Jazz – sondern manchmal auch schlicht von den falschen zuvor eingenommenen Pilzen.

Später tauchte Thompson wieder auf: In England traf er auf das marxistisch geschulten Künstlerkollektiv „Art & Language“, er spielte bei den Proto-Post-Punkern Pere Ubu oder steuerte Musik bei zu Filmen des Avantgarde-Regisseurs Derek Jarman.

Eine Runde Musikgeschichte später war er dann, nicht mehr der Jüngste ein Idol der Post-Rock-Szene in Chicago und umzu: In den 1990er Jahren teilten sich Red Krayola Personal mit Tortoise und Gastr des Sol, spielte Thompson andererseits mit bildenden Künstlern wie Stephen Prina oder dem Deutschen Albert Oehlen. Dass wir ihn nun nochmal zu sehen bekommen – zumal mit den famosen Bremer Diametrics im Vorprogramm: Es ist schön. ALDI

■ Fr, 30. 9., 21 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20