Am Sonntag gibt’s Heimchen

DEICHSCHART Das „Unternehmen Deichschart“ lädt ab Samstag nicht nur zu kulinarischen Spezialitäten. Eigentlich ist an alle gedacht, sogar an die Wünsche von taz-LeserInnen

„Man darf nicht zu viel darüber nachdenken, was man da isst“

Janine Claßen

von ANDREAS SCHNELL

Am Samstag wird angegrillt! Doch, im Ernst. Nicht, weil der Sommer so schlecht war. Auch wenn er das war. Dieses Angrillen ist der Start des „Unternehmen Deichschart“. Das zwei Wochen lang den alten Kiosk zwischen Werdersee und Neustadt mit Leben füllt.

Natürlich darf einem da das Wetter Sorgen machen, findet auch Janine Claßen, die das Projekt leitet: „Aber auf lange Sicht soll der Kiosk dauerhaft betrieben werden. Der Ort wird ohnehin ganzjährig frequentiert. Hundebesitzer und Menschen mit Kindern gehen bei jedem Wetter vor die Tür. Und schließlich ist der Bremer Sommer auch keine Garantie für gutes Wetter.“

Und bis jetzt lässt sich der Herbst ja auch ganz gut an. Weshalb zum Angrillen bestes Wurstwetter erwartet werden darf. Und beste Wurst, vom Bio-Schlachter um die Ecke. Wie überhaupt das Unternehmen Deichschart ein ganz nachbarliches ist: Ein Fischladen in der Kornstraße und ein Terraristiker gleich beim Deichschart (zu dem später mehr) sind ebenso beteiligt wie die Bewohner von Huckelriede (und natürlich auch Menschen aus allen anderen Stadtteilen) als Gäste erwünscht sind. Die werden am Kiosk, der ab Samstag als „HuckelRita“ firmiert, nicht einfach nur „bespaßt“, wie Claßen klarstellt: „Ich hoffe, dass die Menschen bei gemeinsamen Aktivitäten wie Krabbenpulen oder Blesshuhnbingo ins Gespräch kommen, auch mit uns.“

Zu reden gibt es da einiges. Besonders spannend dürfte das Insektenbuffet werden, bei dem in drei Gängen Mehlwürmer, Heimchen und Heuschrecken nach asiatischen Rezepten verköstigt werden. Janine Claßen hat schon getestet. Ekel? „Man darf nicht zu viel darüber nachdenken, was man da isst.“ Dabei gehören in Südostasien Insekten ohnehin auf den Speiseplan. Und sie sind ein nachhaltiges und gesundes Nahrungsmittel: „Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt Insekten als Fleischersatz. Sie können auf wenig Raum gezüchtet werden und verursachen keine Methangase“, weiß Claßen. Den Selbstversuch können Bremerinnen und Bremer am Sonntag machen. Es gibt Salat, Sushi und Konfekt – aus Mehlwürmern in Schokolade. Die Insekten kommen direkt aus der Nachbarschaft, vom besagten Terraristiker aus der Neustadt.

Andere Programmpunkte öffnen den städtischen Erholungsraum auf ähnlich originelle Weise für ganz normale Leute mit speziellen Interessen. Für Hunde und ihre Besitzer und Besitzerinnen gibt es eine Lesung mit „Gedichten von Hunden“, wer einen Kleingarten und darin Apfelbäume hat, aber nicht weiß, was für Sorten, kann sich von einem Pomologen Aufschluss verschaffen, während die Kinder Apfelsaft pressen dürfen. Und am 8. Oktober kommen Sternfreundinnen und -freunde auf ihre Kosten: Für diesen Abend sagen mehrere Forscher einen signifikanten Ausbruch der Draconiden voraus, was bedeutet, dass um 22 Uhr herum bis zu 1.000 Sternschnuppen in der Atmosphäre verglühen. Allerdings ist dann auch der Mond halbvoll, was die Sicht erschwert. Im Rahmen des gemeinsamen Schnuppenschauens werden auch die Wünsche der Besucher und Besucherinnen der taz-Jubiläumsfahrt auf der MS Ozeana stumm verlesen und ins Feuer gegeben. Hartgesottene können die Nacht übrigens gemeinsam unter freiem Himmel verbringen, für Luftmatratzen und Decken ist gesorgt, aber einen guten Schlafsack sollten sie wohl trotzdem selbst mitbringen!

■ „Unternehmen Deichschart“, 1.-16. Oktober, tgl. 14-18 Uhr und zu Veranstaltungen, Kiosk am Deichschart