Schule für alle liegt vorn

Die Mehrheit der Grundschul-Elternvertreter lehnt das Zwei-Säulen-Modell in einer Umfrage der Kammer ab. An 20 Hamburger Grundschulen wurde gefragt

Die Elternkammer hat ihre an 20 Grundschulen durchgeführte Umfrage zur Schulstruktur beendet. Das Ergebnis: 43 Prozent der gewählten Elternvertreter befürworten das Zwei-Säulen-Modell aus Stadtteilschule und Gymnasium. Hingegen wollen 58,2 Prozent, dass es künftig nur noch eine Schulform für alle Kinder gibt, in denen diese individuell gefördert werden. Nur 28 Prozent wollen das System behalten, wie es ist. Mehrfachnennungen waren möglich.

„Das Ergebnis hat uns sehr überrascht“, sagte Hans-Peter Vogler vom Elternkammervorstand. „Wir hoffen, dass jetzt in der Stadt eine sachliche Diskussion beginnt, wie eine Schule für alle umgesetzt werden kann.“ Eine Schule für alle löse nicht gleich alle Probleme, meinte der Vorsitzende Hans-Jürgen Hansen. „Aber es gibt keine Demotivation mehr. Das ist schon etwas sehr Positives.“ Vogler hatte die Umfrage gemeinsam mit den Kammerkollegen Peter Albrecht und Thomas John durchgeführt und am Dienstag dem Plenum vorgestellt. Im Anschluss verabschiedete das höchste Hamburger Elterngremium ein Votum für eine „Schule für alle“. Diese soll der Heterogenität der Schülerschaft Rechnung tragen und jedem den „bestmöglichen Schulabschluss ermöglichen“.

Das Verfahren ist eine Reaktion auf den Bericht der Enquete-Kommission zur Schulstruktur und den CDU-Bürgerschaftsbeschluss für ein Zwei-Säulen-Modell. Die Kammer hatte sich in dieser strittigen Frage bewusst Zeit gelassen und zunächst das Meinungsbild erstellt. Dafür wurden 20 Grundschulen ausgelost, in denen das Trio das Ergebnis der Enquete-Kommission und die Positionen von SPD, CDU und GAL vortrug.

Zugehört haben rund 1.000 Eltern, den Bogen mit 49 Fragen ausgefüllt haben 409 Eltern, darunter 268 Elternvertreter. „Wir haben damit eine sehr gute Stichprobe“, sagte John. Eltern höherer Klassen habe man nicht befragt, weil diese sich schon für eine Schulform entschieden haben und „niemand rückwirkend sein Auto schlecht macht, das er gekauft hat.“

Die Angaben von Eltern mit und ohne Funktion wurden getrennt ausgewertet. Zählt man letztere hinzu, waren sogar 63 Prozent für die Gemeinschaftsschule. Den Einwand von Journalisten, mit Elternvertretern würden „eh nur die Engagierten gefragt“, ließen die Kammerleute nicht gelten: Die seien schließlich gewählt und „vertreten die Meinung der Eltern“, sagt Vogler. Sie zu befragen sei „eine gängige Methode der Meinungsforschung“. KAIJA KUTTER