Nach der Abwahl
: Die Bremer CDU steckt im Dilemma

Seit 28 langen Jahren beherrscht Bernd Neumann als Landesvorsitzender mit taktischem Geschick und harter Hand die Bremer CDU. Seitdem er als Kulturstaatsminister in Berlin gebunden ist, läuft ihm die Partei aus dem Ruder: Es wird kontrovers diskutiert, wenn auch nur intern.

KOMMENTAR VON KLAUS WOLSCHNER

Bei der Bremer CDU drehte sich die Politik bisher im Kern um Posten und Karrieren. Die Generation der „Neumann-Enkel“, die derzeit in Bremen die CDU führen sollen, haben inhaltliche Debatten nie gelernt. Das rächt sich nun, da der Alte sich langsam zurückzieht. Zwar traut sich niemand, für den kommenden Mai, wenn die Neuwahl des Landesvorsitzenden ansteht, ein Ende der Ära Neumann zu fordern. Aber der Vorschlag, die Amtsperiode auf acht Jahre zu begrenzen, liegt auf dem Tisch.

In der entscheidenden Frage, was das Profil einer neuen CDU sein soll, tasten sich die Enkel wie Blinde durch einen Scherbenhaufen. Insbesondere das Papier des früheren Wirtschaftssenators, dem nachgesagt wird, er selbst hätte gern die Führung der CDU übernommen nach der Wahlniederlage, ist in seinen Schlussfolgerungen unbeholfen und fast peinlich. Mit dem Streit zwischen konservativer Rückschau und Sozialdemokratisierung richtet sich eine Großstadt-CDU im 25-Prozent-Turm ein. Da ist niemand, der die CDU aus der Klemme herausführen könnte.