Wochenübersicht: Konzert: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Pop kann man doch an jeder Straßenecke haben und auch bei der Popkomm natürlich, die am Mittwoch beginnt, bitte sehr, aber am Anfang, meine Damen und Herren, da war der Krach. Eine kosmische Kunde. Mit dem Urknall kam die Welt in die Welt, und daran muss man sich immer erinnern, auch in der Musik. Wobei man sich nie wirklich sicher sein kann: beim Big City Orchestra aus dem Großraum San Francisco zum Beispiel sind auf dem einen Album sanfte Wiegenlieder zu hören, und das nächste ist schon wieder eine schroffe wall of noise, auf den Bühnen türmt es Soundcollagen, und diese Freakoutperformance gibt es gleich zweimal in der Stadt. Am Samstag spielt Big City Orchestra bei „Elektronischer Hörgenuss III“ mit weiteren Experimentatoren in der Neuköllner Martin-Luther-Kirche und am Montag in der Zentralen Randlage. Wird der Krach zu einzelnen Geräuschen zerschlagen und neu in Mustern ausgelegt, kann sich sogar ein Anklang an Pop dazumogeln, wie bei den Strukturuntersuchungen von To Rococo Rot, die Berliner Frickler mit ihrem ästhetisch für die Jetztzeit fitgemachten und an den Erfahrungen von Clubmusik abgemessenen Krautrock, die am Sonntag im Babylon Mitte ihr neues Album vorstellen. Der Krach, sublimiert. Und man darf sich sicher sein, dass der Urknall, dieses erste Brüllen im Universum, schon irgendwie ein Blues war (so wie der Blues am Anfang der Popgeschichte steht). Böser Lärm und verzweifelte Hoffnung und bestimmt nicht so ein bierglasstampfender Artikel, als der uns der Genosse von den Baumwollfeldern heute meist verkauft wird. Weil sich Elliott Sharp für alle substanzhaltigen Dinge interessiert, also Krach, Physik, Improvisation, Hardcorejazz, interessiert er sich auch für den Blues, in dessen Abgründen er am Mittwoch mit seiner prominent besetzten Band Terraplane im A-Trane sich aufhalten wird.

Big City Orchestra: Martin-Luther-Kirche, Sa., 20 Uhr. 10 €ĽZentrale Randlage, Mo., 21 Uhr

To Rococo Rot: Babylon Mitte, So., 20 Uhr. 13 €

Elliott Sharp’s Terraplane: A-Trane, Mi., 22 Uhr