Das kommunale Kino lebt wieder auf

KULTUR Bei einer ersten Begehung stellten die Betreiber des Bremer Kommunalkinos ihr neues Domizil – das City 46 am Herdentor – vor. Dort kommen sie vor allem ihrem Publikum näher

„Es wäre, als würde er aus „einem Alptraum aufwachen“. Das verkündete Karl Heinz Schmid gestern vielleicht ein wenig zu melodramatisch bei der Vorstellung der neuen Räumlichkeiten des Bremer Kommunalkinos. Aber als Kinomann darf er schon mal einen Satz aus tausenden von schlechten Filmen zitieren, und in der Sache hat er ja durchaus Recht. Vier Jahre lang war die Situation des Bremer Kommunalkinos äußerst prekär, denn damals gab es eine Entscheidung der Bremer Kulturbehörde, mittelfristig das Medienzentrum in Walle zu schließen.

Jahrelang mussten die Liebhaber des besonderen Films also um das Kommunalkino bangen – dabei waren dessen Betreiber nicht unbedingt traurig darüber, dass sie Walle verlassen mussten. In den siebziger Jahren gegründet, und zuerst als ungeliebter Untermieter im Kino Cinema im Viertel, zog es 1993 in das Medienzentrum nach Walle. Schon bald stellte sich heraus, dass das Kino 46 zwar ein schönes Kino mit großzügigen Räumlichkeiten und Straßenbahn und Parkplatz war, aber weit ab vom Zentrum lang und so nicht das anvisierten Zielpublikum erreichte, das eher im Viertel wohnte und sich vom diesem bekanntlich nur ungern weit entfernt.

Nun muss Kommunalkino muss mit weniger Geld auskommen, der Umzug ist aber mit etwas über 300.000 Euro solide finanziert und eine Solidaritätsaktion, in deren Rahmen u. a. Paten für Kinostühle gesucht wurden, ist mit bisher 45.037 eingegangenen Euro überraschend erfolgreich verlaufen. Das Kino ist so umgebaut worden, dass es seinen 50er Jahre-Charme behalten hat, aber viel heller und geräumiger wirkt als in seinen letzten Tagen als ziemlich heruntergekommenes Programmkino. Der große Saal hat mit 160 Plätzen etwa die gleiche Größe wie das Kino in Walle und die Kinotechnik ist zwar noch nicht digital (dafür reichte das Geld nicht), aber so vielfältig, dass sowohl Stummfilme als auch die meisten digitalen Formate gezeigt werden können.

Im zweiten Saal mit 90 Plätzen wird wie schon viele Jahre lang an jedem Freitag das Impro-Theater spielen. Auch sonst sollen hier eher Konzerte und Lesungen als Filmvorführungen stattfinden. Ein Grund dafür ist die kuriose, aber deshalb auch nicht optimale Kinotechnik in diesem Saal. Denn hier gibt es eine sogenannte Spiegelprojektion. Dies bedeutet, dass aus Platzmangel der Projektor in einem Winkel von 90 Grad zur Leinwand steht und der Lichtstrahl über einen Spiegel umgeleitet werden muss.

Im einem dritten kleinen Saal ist nun eine „Kino Schule“ eingerichtet worden. Der Raum wird für Seminare und Weiterbildungen genutzt werden.

Die Eröffnung des Kommunalkinos wird am kommenden Freitag (7.10.) mit einer Gala gefeiert. Wilfried Hippen