… DAS CAR-SHARING?
: Schick werden

Das mit den vielen Toten hätte Herr Zorger vom ADAC besser nicht gesagt. Dass es schrecklich sei, wie viele Jugendliche in Berlin und Brandenburg bei Autounfällen sterben. Dabei will Herr Zorger ja nur klarmachen, wie positiv die Kooperation des ADAC mit dem neuen Car-Sharing-System DriveNow ist, weil es da für Jugendliche ein Einsteigerpaket mit Sicherheitstraining gibt. Aber irgendwie passt die Bemerkung nicht ins stylische Ambiente der Humboldt-Box, wo BMW und Sixt am Donnerstag ihr Joint Venture präsentieren.

Ein so modernes System wie DriveNow passt dagegen sehr gut in den Event-Room mit seinen weißen Lederbänken und dem Panoramablick auf den Lustgarten. Carsharing hieß ja ganz früher, sich die Betriebskosten für den Kombi mit den Leuten von nebenan zu teilen. Spätestens mit DriveNow ist das Sharen im Heute angekommen: BMW stellt eine nagelneue Flotte aus Minis und 1ern, Sixt beteiligt sich mit „Vermietungs-Know-how“ und einem „flächendeckenden Stationsnetzwerk“.

Letzteres dient dabei nur zur Erstregistrierung, denn abgerechnet wird später zwischen Bordcomputer, Smartphone-App und Kreditkarte. Parken darf man überall in der City, die Gebühren zahlt der Anbieter. In München klappt das ganz toll, sagt Herr Kottmann von BMW, da hat man seit Juni schon 6.000 Kunden gewonnen. Herr Kottmann erklärt auch, dass DriveNow Mobilitätsansprüche bedient, die durch soziodemografische Makrotrends wie Urbanisierung, Wertewandel oder Convenience entstehen. Und dass man bald – Nachhaltigkeit is the word! – Elektrofahrzeuge pilotieren werde. Ja: pilotieren!

Zeit für den Praxistest. Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten führt die App tatsächlich zu einem 1er-BMW. Der Chip, den die Hostessen auf den Führerschein des Autors geklebt haben, öffnet den Wagen, die Klimaanlage surrt, dezent meldet sich das Radio. Ein Touchscreen auf dem Armaturenbrett hilft in allen Straßenlagen.

Getrübt wird die Freude am Fahren allein durch den Gebührenzähler im Kopf des Fahrers. Immerhin kostet jede Minute 29 Cent. Auch wenn man nur auf der Friedrichstraße im Stau steht. Am Ende kostet die Fahrt von den Galeries Lafayette bis zum taz-Haus – zwei U-Bahn-Stationen – inklusive Parkplatzsuche 3,60 Euro. CLP Foto: Wole Onigbanjo