Armut macht arm

Deutschland hat es zu einem negativen Rekord in der OECD gebracht: In keinem anderen westlichen Industrieland driften die Einkommen zwischen den Niedriglöhnern und den Spitzenverdienern so schnell auseinander wie hier. Inzwischen gelten schon 17,3 Prozent als arm, weil sie über weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Haushaltseinkommens verfügen. Auch die Mittelschicht steigt ab. Die Realeinkommen lagen im Jahr 2005 um zwei Prozent niedriger als 1991. Das Wirtschaftswachstum des vergangenen Jahrzehnts kam also allein den Kapitalbesitzern zugute. Diese Schieflage wurde durch die Steuerreformen der letzten Jahre noch verstärkt, wie die OECD moniert. Von dem gesenkten Spitzensteuersatz hätten vor allem Alleinstehende mit hohen Gehältern profitiert. Zugleich wird in Deutschland überdurchschnittlich belastet, wer unterdurchschnittlich verdient. Der Grund dafür: Anders als die Steuern werden die Sozialbeiträge nicht progressiv erhoben, sondern betragen ab einem monatlichen Bruttoverdienst von 800 Euro rund 42 Prozent. Für die Spitzenverdiener hingegen sind die Sozialbeiträge gedeckelt. Die „Beitragsbemessungsgrenze“ für die Krankenkasse liegt bei 3.562,50 Euro monatlich. UH