Die Kulturkritikerin

Am liebsten hätte sie ein Hotel aufgemacht. Eins, wo Künstler hinkommen und ihre Arbeit vorstellen oder einzelne Zimmer gestalten. „Aber dafür fehlt mir der Investor“, sagt Katja Schroeder, neue Chefin des Hamburger Kunsthauses. In Kölner hat sie studiert, an der Kunsthochschule für Medien, an den Hamburger Deichtorhallen und am Frankfurter Kunstverein gearbeitet und seit 2009 den Westfälischen Kunstverein in Münster geleitet. Ausstellungen und Artikel über sozial- und kulturkritische Kunst hat sie verfasst – und so soll es auch bleiben.

Dass sich ihr Kunsthaus mit Kunstverein, Deichtorhallen, Kunsthalle und Kunstgewerbe-Museum gleich gegen eine ganze Handvoll Institutionen in direkter Nachbarschaft behaupten muss, schreckt sie nicht. „In einer Stadt mit fünf Musicaltheatern kann es ruhig viele Kunstorte geben“, sagt Schroeder. Kunst könne gar nicht genug Plattformen haben.

Das Fehlen von Austausch war ihrem Vorgänger Claus Mewes angelastet worden, der 2013 nach 20 Jahren geschasst worden war. Die Kunsthaus-Ausstellungen hätten Homogenität vermissen lassen, hieß es. Katja Schroeder geht damit auf ihre Art um: Jedes Jahr bekommt künftig ein Motto. „Früher war die Zukunft auch besser“ heißt das für 2015, und den Beginn macht in wenigen Tagen die erste von der Neuen kuratierte Ausstellung, „All Tomorrow’s Past“.

„Wie transportieren wir das Heute ins Morgen?“, lässt die 40-Jährige die Künstler fragen. „Dass mein Computer nicht lesen kann, was ich vor drei Jahren schrieb, ist ja nur ein Beispiel für den gesellschaftlichen Trend. Alles ist auf Aktualität getrimmt, Update ist das Paradigma unserer Zeit“, sagt sie.

Ob das gut oder böse sei? Sie beobachte bloß, was um sie herum passiere, so Schroeder: dass nicht mehr die Jungen von den Alten lernten, sondern umgekehrt. Eigentlich absurg, angesichts der demografischen Entwicklung. „Aber vielleicht glaubt man gerade deshalb, dass etwas verloren geht.“  PS