„Unerwartet schneller Erfolg“

Der Zaun ist weg, demonstriert wird trotzdem

■ 49, Mitorganisator der Anti-Zaun-Demos und Abgeordneter der Piraten in der Bezirksversamlung Mitte.Foto: Die Piraten

taz: Herr Gerhold, am Freitag wurde der Zaun unter der Kersten-Miles-Brücke abgebaut. Ist das Bündnis „Der Zaun muss weg“ nun am Ziel?

Andreas Gerhold: Nein. Wir freuen uns natürlich über den unerwartet schnellen Erfolg, betrachten das aber als Etappensieg. Der Zaun ist nur die Spitze des Eisbergs. Er steht für eine Vertreibungspolitik nach dem Motto „Unser Dorf soll schöner werden“, die an verschiedenen Stellen ansetzt.

Welche Stellen meinen Sie?

Eine ist beispielsweise der Bauwagenplatz Zomia, der aus nicht stichhaltigen Gründen nicht in Wilhelmsburg an seinem jetzigen Standort bleiben soll. Ein anderes Beispiel sind die Trinker am Hauptbahnhof: Das Gelände um den Bahnhof soll privatisiert werden, um die Trinker einfacher vertreiben zu können. Noch ein Beispiel ist die Verlegung des Straßenstrichs von St. Georg nach Rothenburgsort.

Also die Demonstration am heutigen Samstag findet statt.

Ja, wir möchten die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, die durch den Zaun hervorgerufen wurde, für die anderen Themen nutzen.

Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht Bezirksamtschef Markus Schreiber bei dieser Politik?

Es ist schwer einzuschätzen, inwieweit Herr Schreiber sich da persönlich durchsetzt oder Einigkeit in der SPD Mitte herrscht. Aber mein Eindruck ist, dass Herr Schreiber dort die treibende Kraft ist.

Fordert das Bündnis nun weiter Schreibers Rücktritt?

Ja. Herr Schreiber musste im Fall des Zauns dem Druck nachgeben. Wir glauben aber nicht, dass Herr Schreiber eingesehen hat, dass diese Law-and-order-Politik hier in Hamburg keinen Rückhalt hat. INTERVIEW: KLI

Demonstration: 1. Oktober, 14 Uhr, Kersten-Miles-Brücke