KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER DIE UNEINIGE UNION
: Aufgaben der Führung

Jawoll, der Landesvorstand hat versagt: Jetzt hat die CDU-Bremen die Ursache ihres Wahldebakels schwarz auf weiß. Mal sehen, ob der Befund der Neumeyer-Kommission den Landesvorsitzenden Thomas Röwekamp dazu bringt, den Posten aufzugeben.

Denn das muss er, auch wenn die Schuldfrage so eindeutig nicht ist: Röwekamp hat Verdienste. Er hat ja die Programmarbeit an Mitglieder delegiert. Und er ließ es zu, dass Randfiguren als KandidatInnen und Akteure die politische Bühne betreten, wo sie sich nun blamieren oder profilieren dürfen. Aber auf seine Kosten? Das hatte er nicht erwartet. Und das kränkt ihn so sehr, dass er sich in die Rita-for-Vorsitzende-Kampagnen seiner Facebook-Freunde einklinkt. Es freue ihn, postet er, dass infolge seiner Partei-Reform „die Mitglieder noch mehr eingebunden werden wollen“.

Das ist tragikomisch. Die Tragik liegt in der Passiv-Konstruktion. Die verrät: Röwekamp hat die Notwendigkeit einer Öffnung der Partei zwar erkannt. Doch, dass die eine Aufweichung der Hierarchie erfordert – er also seiner Führungsaufgabe nur durch partielle Aufgabe seines Führungsanspruchs gerecht würde –, das verdrängt er. Dabei ist es entscheidend: Selbstbewusste Mitglieder einer offenen Partei wollen nicht „eingebunden werden“. Sie wollen sich einbringen – und mitbestimmen.