NEU IM KINO
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Müll, Scherben, Dreck und Stille. Drei Kinder suchen am Morgen in der menschleeren Plattenbausiedlung Rostock-Lichtenhagen nach Pfandflaschen. Dann blickt die Kamera auf die Clique in einem Auto: Früher war Philipp um fünf bei der Arbeit. „Jetzt bin ich hier. Auch nicht schlecht. Aber was mach ich morgen?“ – „Morgen um dieselbe Zeit ist Rostock ausländerfrei“, so sein Kumpel, der Anführer und ideologisch gefestigter Neonazi. Dieser Dialog scheint fast plakativ. Aber so simpel bleibt es nicht. „Wir sind jung. Wir sind stark“ ist ein drastischer, außergewöhnlicher und grandioser Film. Er erzählt vom 24. August 1992, der als Tag des ersten Pogroms in Deutschland seit Kriegsende in die Geschichte eingehen wird. Regisseur Burhan Qurbani wurde 1980 als Sohn afghanischer Eltern in Erkelenz geboren. Das Drehbuch schrieb er zusammen mit Martin Behnke, der 1978 in Ostberlin zur Welt kam. Der Film ist weit davon entfernt, den Zuschauern die Flucht in ein Märchen zu ermöglichen. Man sieht, wie verloren diese Jugendlichen sind, die nur der Umstände wegen zusammen zu sein scheinen. Die Clique besteht nicht aus Nazis, rechts sind sie trotzdem. In 9 Kinos