BARBARA OERTEL ÜBER DAS AUSSENMINISTERTREFFEN UND DEN DONBASS-KONFLIKT
: Hoffnung in der Offensive

Angesichts täglicher Schreckensmeldungen aus dem Osten der Ukraine ist die Neuauflage des Außenministertreffens in Berlin ein kleiner Hoffnungsschimmer. Doch auch diese diplomatischen Bemühungen werden wieder ins Leere laufen, wenn nicht alle beteiligten Konfliktparteien wirklich dazu entschlossen sind, dem wahnsinnigen Morden ein Ende zu bereiten.

Genau das darf bezweifelt werden. Die Forderungen von Russlands Außenminister Sergej Lawrow, die Kämpfe einzustellen und die Minsker Vereinbarungen umzusetzen, sind nichts weiter als hohles Geschwätz. Denn meinte es Lawrow ernst, würde der Kreml endlich aufhören, die pro-russischen Kämpfer in Donezk und Lugansk mit Waffen und Kanonenfutter zu unterstützen. Und ebendie Minsker Vereinbarungen unterzeichnen. Womit allerdings die Mär, Russland sei keiner der Hauptakteure in diesem Krieg, vom Tisch wäre.

Auch die jüngsten Großoffensiven der ukrainischen Armee im Osten des Landes, verbunden mit einer Teilmobilmachung, signalisieren nicht gerade einen Willen zum Frieden. Dabei steht der ukrainische Präsident Petro Poroschenko unter großem Druck. Nicht nur, dass mit Arsenij Jazenjuk ein Mann die Regierungsgeschäfte führt, der für eine militärische Lösung des Konflikts eintritt. Auch von Seiten der Gesellschaft werden Forderungen laut, mit aller Härte gegen die sogenannten Separatisten im Donbass vorzugehen.

Und so sollte von dem jüngsten internationalen Vorstoß nicht zu viel erwartet werden. Dabei wäre ein Erfolg wichtiger denn je. Eine Bombenexplosion mit über einem Dutzend Verletzten in der ostukrainischen Metropole Charkow vor einigen Tagen könnte ein Vorbote dafür sein, dass sich der Konflikt ausweitet. Man will sich gar nicht ausmalen, was das bedeuten würde.

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