Talente, zum Aufstieg verdammt

DRITTE LIGA Osnabrücks Fußballer streben nach oben – nur die Chancenverwertung muss besser werden

Die Sitzplatz-Fans kritisieren ihre Mannschaft, selbst wenn sie in Führung liegt

Von Wiederaufstieg ist in Osnabrück offiziell noch nicht die Rede. Doch lange wird sich der Fußball-Drittligist VfL nicht mehr vor dem Thema drücken können, denn die junge Mannschaft von Trainer Uwe Fuchs ist nach dem traumatischen Abstieg im Mai in der Relegation gegen Dynamo Dresden auf dem besten Weg zurück in den bezahlten Fußball. „Irgendwie steckt das Thema in uns drin“, sagt Stürmer Gerrit Wegkamp zum Thema Zweite Bundesliga. Das 18-jährige Eigengewächs der Lila-Weißen ist trotz seiner jungen Jahre in dieser Saison zum Hoffnungsträger des Vereins geworden und hatte sein Team am Samstag bereits nach vierzig Sekunden gegen den Chemnitzer FC auf Platz drei geschossen.

In der zweiten Halbzeit war es Kevin Kampl, der wieder einmal seine Torungefährlichkeit eindrucksvoll unter Beweis stellte. Auch Andreas Glockner hatte mehrmals das zweite Tor auf dem Fuß. „Wir müssen vor dem Tor kaltschnäuziger werden“, sagte der Spielmacher, meinte damit wohl vor allem sich selbst. Gegen die völlig apathisch spielenden und tief stehenden Sachsen hätte der VfL noch drei, wenn nicht sogar vier Tore mehr schießen müssen. Besonders als Schiedsrichter Robert Hartmann in der 48. Minute nach einem Foul an Niels Hansen auf Strafstoß entschied, den Glockner allerdings leichtfertig verschoss. An Chancen mangelte es auch sonst nicht, wie Trainer Fuchs anschließend feststellte: „Ich hab irgendwann bei zehn Hundertprozentigen aufgehört zu zählen.“

Fuchs, der mit Daniel Latkowski und Christian Pauli zu den sowieso schon jungen Spielern noch zwei weitere unerfahrene Kräfte hinzu wechselte, sah die Ursache im geringen Altersdurchschnitt seiner Elf: „Da fehlt dann manchmal die Ruhe, den Gegner auszuspielen.“

Vorbildlich, wie Fuchs auf den Nachwuchs setzt. Enttäuschend, wenn er darin nachher die Schuld für die geringe Torausbeute zu sucht. Mehr Rückhalt vom Trainer täte dem spielfreudigen Ensemble gut. Wie zum Beispiel, als er in der Pressekonferenz das Publikum um Geduld bat: „Wenn Unruhe aufkommt, dann macht das die junge Mannschaft nervös.“ Aber auch das ist Osnabrück. Die Fans auf den Sitzplätzen haben kein Problem damit, ihre Mannschaft zu kritisieren, selbst wenn sie in Führung liegt. Das Fuchs-Team muss sich noch in die Herzen der Anhänger spielen. Dabei steht es allerdings unter Druck, denn in dieser schwachen Liga ist ein Verein mit so vielen Talenten quasi zum Aufstieg verdammt.HEIKO OSTENDORF