: Güldenes Grinsen
DIENSTLEISTUNGEN Wo es Flittchen im Abo und Gigolos geleast gibt
Dragomir Swagorski hat wohl das strahlendste Lachen der Welt: Nicht weniger als sechzehn mit Brillanten besetzte Goldzähne blenden jeden, den er anlacht. Und Swagorski hat viel zu lachen, entwickeln sich die Geschäfte des bulligen Glatzkopfs doch mindestens genauso blendend wie sein Gebiss. Swagorski ist Gründer und Geschäftsführer der Agentur „Tussi Deluxe“, die sich nach seinen eigenen Worten auf die Vermittlung von „Kamerafutter“ und „medialen Begleiterscheinungen“ spezialisiert hat.
„Sehen Sie, ich operiere eigentlich im toten Winkel der Szene, da wo man sonst nicht so genau hinsehen will, in den finsteren Ecken der Promi- und Celebritywelt. Da geht es schmutzig und rau zu – und ganz und gar nicht mondän.“ Seit über 20 Jahren vermittelt der gebürtige Rumäne mediengeiles Jungvolk an abgehalfterte ABC-Prominenz. „Eine klassische Win-win-Situation“, meint Swagorski und betont, dass davon alle etwas haben: Die vom Aufmerksamkeitsverlust bedrohten Promis können mit einem jungen, knackigen Partner ihr Image aufbessern, und die Nachwuchs-Flittchen und -Gigolos kommen ohne eigene Anstrengung ins Rampenlicht. Auch die Presse profitiert schließlich von hübsch inszenierten Skandälchen und angeblichen Exzessen.
Angefangen hat Swagorski ganz klassisch, mit ein bisschen Menschenhandel aus Osteuropa, Schleuserarbeiten, Prostitution, Leichenentsorgung. „Was man eben so macht, wenn man gerade in seiner Sturm-und-Drang-Phase ist.“ Heute hat er den Menschenhandel auf eine ganz neue Ebene gebracht und das anrüchige Image von damals in neuen Glanz verwandelt. Zu seinen treusten und besten Kunden gehört zum Beispiel Lothar Matthäus, der regelmäßig Frischfleisch bestellt.
„Die Beziehung zu Lothar ist schon etwas Besonderes“, erklärt der Flittchenvermittler, „obwohl wir durchaus unsere Höhen und Tiefen hatten.“ Jahrelang sei es mit dem „Loddar-Abo“ ziemlich gut gelaufen, bis es mit der gebürtigen Ukrainerin Liliana dann ein unglückseliges Hin und Her gab. Swagorski erklärt: „Ich will da nicht alle Schuld von mir weisen, aber es haben gerade bei dieser Sache auch Transportschäden und Versandrückläufer eine wesentliche Rolle gespielt.“ Die Zusammenarbeit werde aber fortgesetzt.
Manchmal laufe es auch richtig gut, freut sich Dragomir, wie etwa mit Sandy Meyer-Wölden, die er nach der Blitztrennung von Boris Becker sofort bei Oliver Pocher unterbrachte. Gegen eine entsprechende Gebühr, versteht sich. Aber es sind nicht nur Männer, die sich gern ab und zu etwas Neues gönnen, zu den Kunden von Tussi Deluxe zählen auch zahlreiche Frauen, wie etwa die Kabarettistin Lisa Fitz, die Swagorski schon seit Jahren mit willigen Gigolos beliefert.
Die Agentur versteht sich als Full-Service-Provider, der neben den reinen Objekten auch die nötige Inszenierung liefert – inklusive Trennungen und Schlammschlachten, Verleumdungen und Klagen vor Gericht. Alles perfekt begleitet von der Presse. „Es ist einfach traumhaft schön, wenn der Skandal richtig zündet, weil beide Ex-Eheleute schon zur ersten Gerichtsverhandlung mit abartig zu jungen neuen Partnern auftauchen. Timing sei dabei enorm wichtig, wenn man auf lange Sicht erfolgreich sein will.
Wie viel dieser Service genau kostet, möchte Swagorski nicht sagen, sein güldenes Grinsen spricht für sich. So viel verrät er aber: „Es gibt verschiedene Finanzierungsmodelle, klassisch als Kauf- oder Mietangebot, per Leasing oder als Pfandleihgabe. Paket- und Kombipreise sind genauso möglich wie Rabattverträge.“ Miet- und Tauschgeschäfte mag Swagorski allerdings gar nicht, denn oft sind die gebrauchten Flittchen und Gigolos bei der Rückgabe in sehr schlechtem Zustand. Nicht allein deshalb ist Swagorski dazu übergegangen, eine Kaution und eine separate Haftpflichtversicherung für seine Verleihobjekte zu verlangen. Wenn dann trotzdem etwas schiefgeht, landen die ausrangierten Stücke meist im Export und gehen zum Beispiel nach Italien. Hier hat die Nachfrage in letzter Zeit deutlich angezogen. „Ich will damit nicht sagen, dass Berlusconi die alle für sich selbst will, aber denkbar wäre es schon“, erklärt Swagorski und verabschiedet sich eilig.
Gestern kam ein Großauftrag von Stefanie Hertel und Stefan Mross rein, den es nun zu feiern gilt. Sagorski tut das auf seine ganz eigene Weise: Er hat einen Termin beim HNO-Arzt, wo er sich heute noch seine Nase vergolden lassen will. MICHAEL GÜCKEL
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