VERSORGUNG SCHWIERIG
: Hunger vor dem Kino

„Wir können im Kino Nüsse kaufen.“ – „Ich will was Richtiges“

Es war doch ein Fehler, vorher kein Abendbrot mehr zu uns genommen haben. „Essen haben wir heute nicht mehr“, erklärt der Barkeeper der Brotfabrikkneipe, wo wir uns eigentlich stärken wollten, bevor wir uns im Kino „Im Keller“ anschauen. Er empfiehlt uns den Döner-Imbiss in der Langhansstraße. Darauf haben wir beide eigentlich keine Lust.

Wir stiefeln trotzdem los. Noch haben wir 25 Minuten. Vielleicht finden wir auf dem Weg dorthin etwas Besseres. Rein in die dunkle Gustav-Adolf-Straße. Wir passieren Osse’s Bar. Eis oder alkoholische Getränke? Ein andermal. Wenige Meter später das Lokal Schwarzer Kater. Sieht eher nach Pfeffi aus als nach fester Nahrung. Durch die Scheibe kann man kaum etwas erkennen. Gibt es denn in Weißensee so viel Grund, sich zu besaufen? Und bleibt uns etwa doch nur der Kebab? Beim Anblick des grauen Fleisches am Spieß gibt es Streit. „Lass uns nach dem Film zu Hause essen“, schlage ich vor. „Ich hab aber jetzt Hunger.“ „Wir können doch im Kino Nüsse oder Chips kaufen.“ „Ich will was Richtiges“, insistiert Melanie. Ich gebe nach. Wir laufen weiter. Hätten wir Smartphones, könnten wir ein Restaurant im Internet recherchieren und uns zwei Gerichte in die Brotfabrik liefern lassen. Erst am Hamburger Platz werden wir fündig: La Romana. Allerdings sind es nun nur noch 15 Minuten bis zum Beginn der Vorstellung, „Das schaffen wir nie“, protestiere ich, als wir den Italiener betreten. „Selbst wenn wir was mitnehmen.“ „Doch!“, widerspricht sie. „Okay. Aber wenn nicht, dann geh ich schon vor und du bringst mir meine Pizza mit.“ „Bleib mal locker, Stephan! Die schieben das doch in die Mikrowelle. Das dauert nicht länger als zehn Minuten.“ Nach sieben verlassen wir die Pizzeria mit zweimal Margherita. Selten habe ich mich so darüber gefreut, dass ein Restaurant die Speisen nicht selbst zubereitet.

STEPHAN SERIN