Verdi wirft Post Tarifflucht vor

PAKETDIENST Der Konzern will neue Zusteller zu deutlich niedrigeren Löhnen einstellen

BERLIN taz | Als „sozialpolitischen Skandal“ hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Ankündigung der Deutschen Post DHL bezeichnet, neue Paketzusteller in neu gegründete Tochtergesellschaften zu niedrigeren Löhnen einzustellen.

Der Konzern hatte zuvor mitgeteilt, im boomenden Paketmarkt sei mit einem Mehrbedarf von 10.000 Arbeitskräften bis zum Jahr 2020 zu rechnen. Bezahlt werden sollen die neuen Mitarbeiter nicht nach dem Haustarifvertrag, sondern den „jeweils regional geltenden tariflichen Bedingungen der Speditions- und Logistikberanche“ – also zu deutlich schlechteren Konditionen. Angesichts des „hohen Lohnkostenabstands zu unseren Wettbewerbern“ gehe es darum, das Paketgeschäft „mit konkurrenzfähigen Löhnen auf eine belastbare und zukunftssichere Grundlage zu stellen“, sagte Konzernvorstand Jürgen Gerdes.

Das geplante Manöver sei „ein klarer Fall von Tarif- und Mitbestimmungsflucht“, kritisierte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis. „Das ist der Einstieg in den Ausstieg aus der Sozialpartnerschaft.“ Nach Berechnungen von Verdi droht den neuen Beschäftigten ein Stundenlohn, der bis zu 20 Prozent unter dem des Post-Haustarifvertrags liegt. Außerdem sieht der Logistik-Tarifvertrag im Schnitt weniger Urlaub vor und die Wochenarbeitszeit ist im Mittel höher. PASCAL BEUCKER