HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER
: Erntedankbus

Er ist frisch geputzt, im Sonntagsstaat, man kann gerade noch die Putzkraft erahnen, wie sie nachts zuvor, im Lager wo die Busse schlafen, müde Eimer und Wischmops vor sich hergeschoben haben muss. Selbst die Ecken und Kanten unter den Sitzen blitzen redlich. Und riechen tut der Sonntagsbus nach Räucherfisch, nach Snuten und Poten, nach einer reichen Ernte von Fruchtkörben und Süßigkeitengroßraumtüten. Urlauber werfen sich gutgelaunte Worte zu, wie soll man bei so viel Morgensonne auch traurig sein?

Die Worte fliegen vorbei an Frauen, die den Marktgang ernsthafter betrieben haben, deren Schöße sich biegen unter grünen Plastiktüten voller Paprika und Tomaten, Zwiebeln, Weintrauben, und einen Korb voll Feigen hat es auch noch gegeben.

Vom Hafen über die Alster zum Hauptbahnhof fährt der Erntedankbus. Hier verabschieden sich die meisten Touristen, eine junge Frau hat eine frech gefärbte Strähne im Haar und sieht aus, als hätte man sie für die Stadt in Stadthose und Stadtbluse gefotoshopped, eigentlich gehört sie vor eine holzgeschnitzte Tür, ein Dirndl tragend.

Bevor die Touristen aussteigen, erklärt der Busfahrer noch schnell die Sierichstraße zu Ende, wie sie zu einer Tageszeit in die eine, zur anderen in die andere Richtung führt. Seine Zuhörer bedanken sich, auch dieser Dank wie eine seltene Frucht.