Drohungen auf beiden Seiten

ZUKUNFTSTARIFVERTRAG Die Fronten im Tarifkonflikt bei Airbus sind verhärtet. IG Metall droht mit Warnstreiks und Überstundenboykott, Unternehmen droht Produktionen ins Ausland zu vergeben

„Wir werden mit Produktionsverlagerungen bedroht“

DANIEL FRIEDRICH, IG METALL

Der Konflikt beim Flugzeugbauer Airbus um einen Zukunftstarifvertrag spitzt sich zu. Trotzdem soll heute noch einmal verhandelt werden, bestätigt der Sprecher der IG Metall Küste, Heiko Messerschmidt. Erst dann werde konkret entschieden, ob und wann es Warnstreiks gebe.

Unterdessen geben sich die Parteien gegenseitig die Schuld für das Scheitern der Verhandlungen für die 16.000 Airbus-Beschäftigten an den Standorten Hamburg, Bremen, Stade und Buxtehude. „Die Arbeitnehmerseite blockiert seit vergangener Woche Überstundenanträge“, sagte Airbus-Sprecher Florian Seidel. „Die Auftragsbücher sind voll, wir müssen die Flieger vom Hof bringen. Sonst wird das Gesamtergebnis leiden.“ IG Metall-Verhandlungsführer Daniel Friedrich konterte: „Wer seine Produktion auf Überstunden baut, der arbeitet an den Menschen vorbei.“

Die IG Metall fordert mehr Mitbestimmung bei Leiharbeit sowie bei Arbeitsorganisation und Optimierungsprozessen. Ihre vorherige Hauptforderung, eine Beschäftigungs- und Standortsicherung, hatten die Arbeitnehmervertreter zurückgestellt. „Wir haben die Forderungen reduziert, aber die anderen Themen müssen wir auch lösen“, sagte Friedrich.

Inzwischen wird auch von Airbus mit Produktionsverlagerungen gedroht, falls sich der Tarifkonflikt verschärft. Das Verhalten der Gewerkschaft gefährde das Vertrauen der Kunden in die deutschen Airbus-Standorte, betonte Seidel. Wenn das Vertrauen beschädigt werde, müsse über Alternativen wie die Verlagerung von Produktionsstandorten nachgedacht werden.

Die IG Metall zeigte sich überrascht. „Wir haben Verhandlungen angeboten und werden als Antwort mit Produktionsverlagerungen bedroht“, sagte Friedrich. Die Verhandlungen über einen Zukunftstarifvertrag bei Airbus laufen seit Monaten ohne konkretes Ergebnis. „Es bricht jetzt etwas auf, was seit eineinhalb Jahren sichtbar ist“, kritisierte Friedrich.  (dpa/taz)