KOMMENTAR: JAN KAHLCKE ÜBER DROHGEBÄRDEN BEI AIRBUS
: Alberne Air-Bosse

Zu einer funktionierenden Sozialpartnerschaft muss auch der Arbeitgeber beitragen

Es ist ein albernes Ritual, wenn Arbeitgeber Streikdrohungen reflexhaft mit lauten Überlegungen beantworten, die Produktion zu verlagern. Im Falle von Airbus ist es besonders lächerlich: Standortentscheidungen im deutsch-französisch dominierten Staatskonzern sind mehr als irgendwo sonst politische Entscheidungen. Die Beschäftigtenzahlen sind penibel zwischen den Anteilsländern austariert – nach Proporz, nicht nach Kostenstruktur. Da kann man nicht mal eben die Produktion nach Rumänien verlagern, weil dort die Löhne niedriger oder die Arbeiter gefügiger sind. Frankreichs Präsident Sarkozy würde Amok laufen, wenn ein industriepolitisches Dickschiff wie Airbus sich auf dem weltweiten Arbeitsmarkt bediente.

Und die Standort-Alternativen innerhalb der Airbus-Familie, das wissen die deutschen Air-Bosse, sind mäßig attraktiv. Wer je einen handfesten Industriearbeiterstreik in Spanien oder Frankreich erlebt hat, sehnt sich schnell nach der deutschen Sozialpartnerschaft zurück.

Nur: Zu deren Funktionieren muss auch die Arbeitgeberseite beitragen. Für Airbus heißt das: Abbau von Leiharbeit und Einstellungen statt Überstunden, wenn die Auftragsbücher voll sind. Und das sind sie ja. Warum die Arbeitgeberseite dann keine Standortgarantie geben will, ist nicht zu verstehen. Vielleicht misstraut sie der eigenen Entwicklungsabteilung, die in vergangenen Jahren die Produktion ins Stocken brachte.