heute in bremen
: „Gott sei Dank gibt es nur wenige“

Podiumsdiskussion zum Film „Die Lohnsklaven“

taz: Im Film geht es um Menschen, die sich und ihre Familien trotz Vollerwerb nicht ernähren können. Das klingt nach einer anderen Realität als Ihr Verbands-Slogan „Gemeinsam im Aufwind“.

Cornelius Neumann-Redlin, Geschäftsführer der Unternehmensverbände im Lande Bremen e. V.: Der Filmtitel erscheint mir in der Tat etwas reißerisch. Aber ich bestreite nicht, dass es Menschen gibt, die – etwa aufgrund mangelnder Qualifikation – zu nicht existenzsichernden Löhnen beschäftigt werden. Das sind aber glücklicherweise nur sehr wenige. Deswegen wäre es falsch, einen gesetzlichen Mindestlohn mit seinen fatalen Folgen flächendeckend über alle Branchen hinweg anzuwenden.

Im Film geht es unter anderem um „Kamps“-Verkäuferinnen, die für fünf Euro die Stunde arbeiten.

Den speziellen Fall kenne ich nicht. Aber schon heute gilt, dass Löhne, die ein Drittel unter den regional üblichen oder dem einschlägigen Tariflohn liegen, als „sittenwidrig“ verboten sind. Auch haben wir glücklicherweise in Deutschland ein funktionierendes Tarifsystem, mit dem man solchen Missständen vorbeugen kann.

„Kamps“ umgeht die Tarife durch Franchising. Anderes Beispiel: Zimmermädchen. Die werden oft nach Zimmern bezahlt.

Mit dem Arbeitslosengeld II ist bereits ein faktischer Mindestlohn definiert, so dass niemand ins Bodenlose fällt. Auch werden wir heute sicher über Kombilöhne diskutieren. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass bedürftige Arbeitnehmer unter gewissen Voraussetzungen ergänzende staatliche Zahlungen bekommen. Interview: H. Bleyl

Film und Diskussion: 20 Uhr, Arbeitnehmerkammer, Bürgerstr. 1