Das Thema der Woche

Töten aus Lust

■ betr.: „Es ist und bleibt Mord“, taz.nord vom 17./18. 1. 15

Es wird bewusst der Eindruck erweckt, dass fast alle Wildtiere „gezüchtet“ wurden. Jagd ist keine Massentierhaltung. Rehe können als Konzentratselektierer nicht gemästet werden, sie fressen nur das, was ihnen passt. Der hohe Bestand an Rehwild liegt an den milden Wintern, fast jedes Reh überlebt. Es gibt in weiten Teilen Deutschlands ein überreiches Angebot an natürlicher Nahrung und landwirtschaftlichen Nutzflächen, die ebenfalls als Nahrungsquelle dienen.

Dr. Antje Wutzke und Falk Trompeter, Für Jagd in Deutschland e.V. Verein für nachhaltigen Wild- und Naturschutz

■ betr.: „Töten aus Lust“, taz.nord vom 17./18. 1. 15

Der erste Jäger, der mir erklärt, warum er im Herbst auf Tiere schießt, die er im Winter hat füttern lassen, ist mein Freund. Und mit Freunden streite ich leidenschaftlich. – Bis dahin halte ich alle Hege- und Pflege-Argumente der mordlustigen Schar für zynische Ausreden.

YORK KARSUNKE, taz.de

■ betr.: „Töten aus Lust“, taz.nord vom 17./18. 1. 15

@york karsunke Die Anfütterung hat verschiedene Gründe. Ich gebe Ihnen mal die Hauptgründe für Wildschweine: 1) Die Wildschweinrotte muss davon abgehalten werden, sich im Winter in die Landwirtschaft zu begeben (oder gar in die Dörfer und Städte), denn der Jäger blecht für Schäden, die Wild anrichtet, das aus seiner Jagd stammt. 2) Es ist im Interesse des Jägers, dass das Wild in „seinem“ Revier bleibt. So ist der Bestand einfacher zu kontrollieren (und zu melden). 3) Man kann durch Fütterung, bis zu einem gewissen Grad, Einfluss auf die Bewegung des Wildes ausüben.

 MEPHISTO, taz.de

■ betr.: „Töten aus Lust“, taz.nord vom 17./18. 1. 15

Jagen ist vor allem Ernten, ist die Freude am gelungenen Schuss (nein, das ist was anderes als das Seminar „Gelungenes Leben“ der Ev. Akademie Bad Boll), ist atavistische Aneignung fremder Lebenskraft. Was soll daran schlecht sein? Mit der im Artikel betriebenen Unterscheidung der Handlung als okay, der unterstellten eigentlichen und inneren Motivation aber als verwerflich ist man schon sehr nahe an katholischer Gewissenserforschung, Teufelaustreibung, jakobinischem Gesinnungsterror.

So, ich gehe heute Abend noch mal Wellnessjagen, mit allen Sinnen genießen. Der gelösten Kugel nachspürend …  

RON JEREMY, taz.de

■ betr.: „Töten aus Lust“, taz.nord vom 17./18. 1. 15

Ich möchte hier nicht weiter diskutieren, ob dieser Artikel nun aus meiner Sicht toll oder nicht so toll war – ich kann hier nur meine persönliche Ansicht hierzu kundtun. Ich selbst bin Jäger. Bezeichne mich als Bratpfannenjäger, da ich keinerlei Interesse an Trophäen habe sondern nur am Wildbret selber. Ich schieße im Jahr ca. fünf Rehe und zwei Schweinchen. Das, was die Familie so verbraucht, und was mir der Abschussplan in meinem Pirschbezirk so vorschreibt. Ich für meinen Teil hatte oder habe niemals beim Schießen, beim Töten des Tieres, ein Glücks- oder Lustgefühl verspürt. Ich behandle meine Beute mit Respekt, es wird nichts weggeworfen oder mehr genommen als ich benötige. Es ist für mich ein Privileg zu jagen und den größten Teil des Fleisches, was ich essen möchte der Natur entnehmen zu dürfen. Mein Fleisch kommt also nicht aus der Aldi-Kühltruhe, schön sauber und steril verpackt, weit weg vom Schlachthof. Ich bin mir sehr bewusst, dass für den Braten auf meinem Teller ein Tier vom Leben zum Tode befördert wurde. Nur mache ich dies selber und verstecke mich nicht hinter Plastikfolien und Discountkühltruhen.  

UNGER HEINZ-JOACHIM, taz.de

■ betr.: „Töten aus Lust“, taz.nord vom 17./18. 1. 15

@Unger Heinz-Joachim Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass entsprechende Hormone beim Jagderfolg ausgeschüttet werden. Also verdrängen Sie diese Gefühle oder leugnen Sie schlichtweg.

Außerdem kann nicht jeder Mensch Jäger sein, weshalb Ihnen gar nicht zusteht, sich moralisch über andere zu erheben. Die einen verstecken sich hinter Plastikfolien, die anderen hinter dem Zielfernrohr. Warum erlegen Sie Ihre Beute nicht mit bloßer Hand?  

DUDEL KARL, taz.de

■ betr.: „Töten aus Lust“, taz.nord vom 17./18. 1. 15

Der Waldbesitzer ist froh über jedes Stück Wild, das aus seinem Wald rausgeschossen wird. Und wenn es schon Fleisch sein muss: Was ist denn mehr „bio“ als frei aufgewachsenes Wild in seiner „natürlichen“ Umgebung? Wenn dann der Jäger noch etwas von seinem Handwerk versteht, ist das Wild schon tot bevor es den Schuss hört. Für mich ist das o.k.

PETER PAHN, taz.de

Pünktlich zum Ende der Jagdsaison beschäftigten wir uns am vergangenen Wochenende mit dem Abschuss von frei lebenden Tieren, die allerdings so frei gar nicht sind: in Lüdersburg etwa, im Gehege der Freiherr von Spoercken GmbH, werden sie großflächig angefüttert, um zahlungskräftigen Jagdfreunden ein Erfolgserlebnis zu garantieren. Doch warum jagen Jäger überhaupt? Und geht es dabei auch um die Lust am Töten? Diese Fragen provozierten eine Menge Kommentare auf taz.de.