Zeit für die Werbepause

NEUES BEI MEHRZWECKHALLE

Name ist Schall und Rauch. Den man allerdings durchaus sehen soll

Nun aber mal zu den herzwärmenden Nachrichten: Am Mittwoch dieser Woche hat sich entschieden, dass man zu dem von seiner Mutter verstoßenen Orang-Utan-Baby im Berliner Zoo nicht mehr weiter nur und ziemlich kühl „verstoßenes Orang-Utan-Baby“ sagen muss, sondern es Rieke rufen darf. So heißt das kleine Fellknäuel nun. Klingt forsch, Rieke, wobei natürlich auch Mercedes zum Beispiel hübsch gewesen wäre. In spanischsprachigen Ländern ist das ein beliebter Vorname. „Gnade“ steckt in diesem Wort oder auch „Barmherzigkeit“.

Name, heißt es nun aber auch, ist Schall und Rauch. Den man allerdings durchaus sehen soll. Es handelt sich also um eine Werbemaßnahme.

An Riekes Tag wurde so gleichfalls bekannt, dass die große Multifunktionshalle für Sport und kulturelles Spiel in Friedrichshain an der Spree ab Juli nicht mehr den Namen eines großen Telekommunikationsanbieters tragen soll, sondern stattdessen den eines bekannten Automobilherstellers mit Stammsitz in Süddeutschland, der sich – sternstrahlend ausgreifend – bereits das Namensrecht einer ähnlichen Halle im chinesischen Schanghai gesichert hat.

In Berlin soll dem Automobilisten die Umbenennung der Mehrzweckhalle an der Spree zu seinen Gunsten knapp sieben Millionen Euro wert gewesen sein. Auf 20 Jahre ist die Sache erst einmal angelegt. Lange genug, dass sich wirklich alle den neuen, altbekannten Namen auch einprägen können. Man muss sich ja überhaupt darauf umstellen in der Stadt. Auch der Platz vor der Halle kann selbstredend nicht mehr, wie jetzt noch, nach dem Telekommunikationsanbieter heißen, sondern muss die Marke wechseln. Und wer für die Kosten aufzukommen hat, die durch die Änderung der Straßenschilder entstehen, die den Automobilisten erst den Weg zu der neuen Automobilistenhalle weisen, ist noch gar nicht geklärt.

Was jetzt Rieke, die nicht Mercedes heißt, alles egal sein kann. Wobei man schon auch im Zoo mal auf den Gedanken kommen könnte, gegen entsprechendes Geld den eigenen Nachwuchs derart „branden“ zu lassen, dass die späteren Riekes einst zum Beispiel „Fitness-Studio Maier“ heißen könnten.

Und überhaupt, wenn schon: auch auf den Brüsten der Hertha-Kicker, die gerade eben ihren (übrigens auch mobil veranlagten) Trikotsponsor verloren haben, ist bald genug Platz frei. Da muss der Automobilkonzern aus dem Süden Deutschlands, für eine etwas flächendeckendere Nennung seines Namens, doch einfach zugreifen. THOMAS MAUCH