„Worte statt Knarren“

Eine szenische Lesung auf drei Ebenen

60, Schauspieler und Autor. Von 1977 bis 1987 saß er wegen RAF-Mitgliedschaft im Gefängnis. Foto: zu Klampen Verlag

taz: Herr Wackernagel, was ist ein „Terrorist der Worte“?

Christof Wackernagel: Das Wort Terrorist ist eine Koketterie des Verlages mit meiner RAF-Vergangenheit. Mir geht es darum zu sagen, „die Wahrheit auszusprechen ist eine viel stärkere Waffe als die Knarre“.

In Ihrem Buch „Es – Traumtriologie“ gibt es die drei Ebenen – Traum/Halluzination/Tagtraum – was unterscheidet sie?

Das Verhältnis zum Unbewussten. Der Traum ist vorrangig das Unbewusste. Damit wird das Verdrängte hochgespült, das im Zusammenhang mit Geschichte eine große Rolle spielt. Der Traum wird in den anderen Ebenen widergespiegelt, aber widersprüchlich. Es gibt eben nicht die eine Wahrheit, alle drei Ebenen stehen gleichwertig parallel nebeneinander. Ich will keine Erklärungen abgeben, ich gebe Material zum Nachdenken.

Welche Ebene war für Sie beim Schreiben und Nachvollziehen die schmerzvollste?

Die Halluzination, das ist mein Beitrag zur Literatur. Das ist die anstrengendste, das Zentrum, das Herz des Ganzen. Da habe ich wie wahnsinnig daran gearbeitet. Das ist etwas nicht Greifbares, wie ein Fisch, hast du sie in der Hand, flutscht sie dir weg und taucht woanders wieder auf. So ist das Leben, es gibt keine fertigen Antworten auf die Geschichte. Ich glaube nicht an Gewissheiten.

Bei der Lesung sind Ihre Schwester Sabine und Ihre Nichte Katharina Wackernagel an Ihrer Seite. Wie wird das ablaufen?

Wir lesen, erklären und mit einem Moderator werden ich Gespräche führen. Die Rollen haben wir verteilt. Meine Schwester liest die Träume, ich die Halluzination und Katharina den Tagtraum. Das wird teilweise auch szenisch sein. Man soll sich treiben lassen und es kann auch gelacht werden. INTERVIEW: NIHO

Lesung: 20 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38