Samba- und Schicksalsschläge

SAMBA-DIVA Ihre musikalische Karriere ging nicht zuletzt wegen ihres stürmischen Lebens immer wieder bergauf und bergab: Morgen ist die 74-jährige brasilianische Samba-Legende Elza Soares in der Fabrik zu Gast

Irgendwann nahmen Alkohol und wirtschaftliche Probleme ihr die letzte Kraft

VON ROBERT MATTHIES

Dass Elza Soares’ Karriere zeitlebens gehörig Achterbahn gefahren ist, hat vor allem damit zu tun, dass die brasilianische Samba-Diva auch privat jede Menge harte Kurven kriegen musste. In ärmsten Verhältnissen aufgewachsen in der Favela Água Santa im Rio der 1940er hatte die Sängerin mit der charakteristischen rauen Stimme schon keinen leichten Start: Als sie als 16-jährige Fabrikarbeiterin einen vom Komponisten Ary Barroso veranstalteten Gesangswettbewerb gewann, war sie längst vier Jahre verheiratet, drei Kinder hat sie schon als Jugendliche verloren und ähnliche Schicksalschläge hat sie auch später immer wieder erleiden müssen.

Aufgegeben aber hat die heute 74-Jährige niemals. Mitte der 50er begann sie als Sängerin zu arbeiten, triumphierte bald im Musical „Jou-jou frou-frou“, 1960 wurde ihr erstes Album ein großer Erfolg, als Erste führte sie den Jazz-Scat in den Samba ein, zwei Jahre später sang sie bei der Fußball-WM in Santiago de Chile neben Louis Armstrong, etliche erfolgreiche Alben folgten.

Privat aber sah es weiterhin meist düster aus. Die Ehe mit Fußball-Star Garrincha war voller Konflikte, irgendwann nahmen Alkohol und wirtschaftliche Probleme ihr die letzte Kraft. Wiederentdeckt wurde Soares dann in den 1980ern – bis ein weiterer Sohn auf tragische Weise bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam und sie wieder aus der Bahn geworfen wurde.

Seit Mitte der 1990er aber feiert Soares wieder beständigere Erfolge: 1997 bekommt sie den Sharp Prize als beste Samba-Sängerin, ein umjubeltes Album mit Chico Buarque bringt sie gemeinsam mit Caetano Veloso und Gilberto Gil in die Londoner Royal Albert Hall, die BBC feiert sie als „Singer of the Millennium“, Buarque und Chico César verwandeln ihre Lebensgeschichte in ein Musical „Crioula“, mit Seu Jorge und Carlinhos Brown hat sie zusammengearbeitet und auch auf eine Grammy-Nominierung darf sie heute stolz sein.

Morgen ist die Samba-Legende zum ersten Mal in der Fabrik zu Gast. Immer noch offen für das Nächste: Auf der Bühne steht sie gemeinsam mit dem DJ Muralha und der Hamburger Gafieira Universal Band.

■ Fr, 7. 10., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36