Pastor als Schlichter

Der Asklepios-Konzern bietet den 2.000 Mitarbeitern, die gekündigt haben, um in den Öffentlichen Dienst zurückzukehren, seelische Unterstützung an. Und hofft, einige zum Bleiben zu bewegen

1995 führte der Senat aus SPD und Stattpartei die zehn städtischen Kliniken in einer Gesellschaft des Öffentlichen Rechts – dem Landesbetrieb Krankenhäuser – zusammen. Durch die Kooperation sollten die Kliniken profitabler werden. Als Zugeständnis bekamen die Beschäftigten, die bis dato Angestellte des Öffentlichen Dienstes waren, die Zusage, jederzeit und vor allem bei einem Verkauf an Private in den Öffentlichen Dienst zurückkehren zu können. KVA

VON KAI VON APPEN

Nach den Negativschlagzeilen der letzten Monate über die Personalunzufriedenheit und Pflegemängel in den privatisierten Kliniken des Landesbetriebs Krankenhäuser möchte der Klinikkonzern Asklepios offenkundig sein Image aufpolieren. Den rund 2.000 MitarbeiterInnen, die aufgrund der Privatisierung der Krankenhäuser wieder in der Öffentlichen Dienst zurückkehren wollen, bietet Asklepios christliche Hilfe durch Michel-Pastor Hartmut Dinse an. Auch das Beschwerdemanagement soll mit Hilfe der Patienteninitiative und Verbraucherzentrale verbessert werden.

Hintergrund der Aktivitäten ist, dass rund 2.000 MitarbeiterInnen angekündigt haben, den Asklepios-Konzern zu verlassen und vom Rückkehrrecht in den Öffentlichen Dienst Gebrauch zu machen. Dort gibt es aber für Klinikmitarbeiter eigentlich keine Arbeit. Da diese Rückkehr bis zum Sommer 2008 dauern kann, so Sprecher Rudi Schmidt, „befinden sich viele in der Phase der Unsicherheit.“ Diese „Situation der Perspektivlosigkeit“ könnte zu vielfältigen Problemen bei den Mitarbeitern selbst, aber auch in deren Familien führen. Dazu könne gehören, „das Kinder wegen der Nervosität schlechter in der Schule werden oder die Partnerschaft brüchig wird“, so Schmidt.

Es gebe aber auch die Idee, Mitarbeiter zum „Rücktritt von der Rückkehr“ zu bewegen, ergänzt Vorstandssprecher Elmar Willebrand. Daher begrüße er es sehr, dass sich Pastor Hartmut Dinse als Seelsorger und eine Art Ombudsmann zur Verfügung gestellt habe. „Das Problem ist weder politisch noch von der Geschäftsführung oder der Belegschaftsvertretung zu lösen“ sagt Willebrand. Daher sei die seelsorgerische Intervention für Asklepios „das klare Signal, dass wir die Mitarbeiter halten wollen, aber auch ihre Entscheidung akzeptieren“.

Pastor Dinse hat sich „die Entscheidung, in dem Konflikt zu vermitteln, nicht leicht gemacht“, sagt er. Aber wenn man das Vertrauen und den Willen von beiden Seiten habe, Lösungen zu finden, „möchte ich gern ermutigen zu bleiben“, so Dinse. „Dann kommt man vielleicht doch noch mal zusammen.“ Diese seelsorgerischen Gespräche sollen ohne Druck geführt werden und finden deshalb, so Dinse, „auf neutralem Boden im Michel“ statt.

Auch das „Zufriedenheitsmanagement“ – das anderswo Beschwerdemanagement heißt – möchte Asklepios verbessern. „Wenn jemand eine Beschwerde hat, muss er jemand finden, der sie entgegen nimmt“, sagt Asklepios-Geschäftsführer Jörg Wendenhammer. Daher habe Asklepios jetzt ein „Unikat“ geschaffen. Für Beschwerden ist jetzt die externe Patienteninitiative (PI) zuständig, die, vernetzt mit der Verbraucherzentrale (VZ), Klagen aufarbeiten soll.

„Prinzip der Tätigkeit vor Ort ist, frühzeitig auf den Stationen die Anliegen der Patienten zu erfassen“, sagt PI-Gründerin und Ärztepfusch-Opfer Kerstin Hagemann. Der Konflikt müsse rasch geklärt werden, um Mängel zu beheben. Christoph Kranich von der Verbraucherzentrale sagt, dass es vornehmlich die Unzufriedenheit sei, „die nach einem Klinikaufenthalt in den Patienten rumort“. Da es mehrere Beschwerde-Einrichtungen gebe, seien Beschwerden bislang aus datenschutzrechtlichen Gründen nie vernetzt worden. „Wenn da jetzt ein Anbieter bei einem vernetzten System mitmacht, dann geht es“, lobt Kranich.

Für Vorstandsprecher Willebrand ist es unternehmerisches Ziel von Asklepios, die „Beschwerdekultur“ zu fördern. „Wenn wir Beschwerden stimulieren, dann ist das wie eine Unternehmensberatung“, sagt Willebrand, „und der beste Weg zu einem verbesserten Qualitätsmanagement.“