Amerika zu Fuß

WANDER-LITERATUR Wolfgang Büscher liest aus seinem metaphernreichen Amerika-Porträt „Hartland“

Andere mögen das Flanieren erfunden und kultiviert haben: Den Deutschen ist das Wandern näher, spätestens seit der Romantik mal zu höherem, mal zum Selbst-Zwecke. Dass sich daraus Erkenntnis gewinnen lässt – und aus diesem Prozess wiederum auch Lesenswertes –, belegen manche Texte von Wolfgang Büscher. Nach Deutschland und Osteuropa hat sich der Zeit-Mann die USA, respektive „Amerika zu Fuß“ vorgenommen, wie es sein Buch „Hartland“ im Untertitel ankündigt. Büschers Weg verläuft dabei quer zur großen Ost-West-Bewegung, auf deren Spuren er immer wieder stößt: von Norden nach Süden, entlang der alten Route 77.

Dass er einige der 3.500 Kilometer zwischen kanadischer und mexikanischer Grenze auf Rädern zurückgelegt hat – geschenkt. Problematischer ist da schon das Gepäck, das der Reisende nicht in seinem Rucksack untergebracht hat. So sehr es dem bekennenden „Amerika-Deppen“, als der er aufgebrochen sei, ein Anliegen ist, statt der bekannten Ränder – den Küsten und ihren Städten – das Herz des Landes aufzuspüren; so sehr ihn Hilfsbereitschaft, Gottesfurcht und Aufrichtigkeit der Leute einnehmen: So sehr stößt er eben auch immer wieder auf Plastik und Kommerz, schlechtes Essen und geschmacklose Motel-Interieurs; hängt er, über die historische Wahrhaftigkeit hinaus, der Idee eines ursprünglichen, vom heutigen „Amerika“ ausradierten Anderen an. Womit der immer wieder brillant ver-dichtende, dann und wann im Überhöhungsdickicht sich verheddernde Autor Büscher am Ende einem Karl May nicht ganz unverwandt wäre. ALDI

■ Schwerin: Di, 11. 10., 19.30 Uhr, Schleswig-Holstein-Haus; Wolfsburg: Mi, 12. 10., 20 Uhr, Ratsgymnasium